Nach Innsbruck
Salzburgs chirurgischer Primar, Dietmar ÖfnerVelano, leitet ab März die Chirurgie in Innsbruck. Er erklärt, was Tirol hat und Salzburg fehlt.
SN: Sie sind ein Chirurg mit einem breiten medizinischen Spektrum. Gab das den Ausschlag zu Ihrer Bestellung? Öfner-Velano: Das hat mir schon einen Vorschuss gegeben beim Hearing. Die Innsbrucker Universitätsklinik für Chirurgie hat aber bei der Onkologie und der Transplantationschirurgie einen Weltruf. Das ist mit Salzburg nicht vergleichbar. Obwohl hier gute Arbeit geleistet wird. Das ist ein Karrieresprung. Meine Bestellung dort war etwas Besonderes, weil erstmals jemand von Salzburg an die große Universität zurückberufen wurde. Das zeigt auch, dass es das Potenzial in Salzburg gibt, gute Chirurgie zu betreiben. Vor allem die Kooperation mit der internistischen Onkologie und der Strahlentherapie funktioniert sehr gut. Der Boden ist da. Aber man muss ihn beackern und pflegen. SN: Das Ansehen der SALK ist also gestiegen? Die Chirurgie Salzburg hat mit Sicherheit einen anderen Stellenwert, national wie international. Wegen meiner Verdienste in Salzburg wurde ich zum Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie gewählt. International wurden wir bekannt durch ein System der internen Qualitätssicherung. SN: Was fehlt Salzburg aus Ihrer Sicht? Jeder kennt die Geldknappheit, das spielt in Salzburg eine Rolle. Und Salzburg muss sich zu anderen Kliniken hin öffnen. Innerhalb des Landes Salzburg muss die Gesundheitsreform umgesetzt werden. An den Kliniken muss es Profilbildungen geben. Es kann nicht jeder alles machen. Und da biete ich auch eine Kooperation mit Innsbruck an. Zentrumsmedizin ist billigere Medizin. Bei komplexen Operationen wie Metastasen oder Leberoperationen nimmt die Bevölkerung auch 200 Kilometer Fahrt in Kauf. SN: Auch in der Chirurgie war es zuletzt nicht möglich, Stellen zu besetzen. Zudem verlassen Chirurgen die SALK und gehen in kleinere Spitäler in Salzburg. Was läuft da schief? Offenbar gibt es die Befürchtung, dass meine Nachfolge nicht so passt, wie sich das Einzelne vorstellen. Ich war ein Garant für Kommunikation auf Augenhöhe mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aber man muss weitere Initiativen setzen. Die Erhöhung des Grundgehaltes ist eine solche Initiative. Man sollte den Leuten auch mehr Freiheit geben für wissenschaftliche Arbeit an der Privaten Medizinischen Universität (PMU). Darum war ich bei meinen Mitarbeitern auch bemüht. SN: Die Kollegen gehen also, weil Sie auch weg sind? Sie sind vielleicht wegen mir länger da geblieben und mein Abgang war der zündende Funke. Die Kollegen hatten möglicher- weise Angst vor der Zukunft und glaubten, dass sie woanders bessere Bedingungen vorfinden würden als in den SALK. SN: Wie viel von dem, was Sie aufgebaut haben, wird man erhalten können? Ich kann niemandem etwas vorschreiben. Aber meine bisherigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kennen ja diese Strukturen. Ich hoffe schwer, dass sie diese weiter entwickeln werden. Es wird an der Kommission liegen, welche Ziele sie an meine Nachfolge setzt. SN: Wie meistert man in Innsbruck die Herausforderungen durch das neue Arbeitszeitgesetz? Auch dort geht es um die Erhöhung des Grundgehaltes. Das sehe ich aber nicht als Problem. Das Problem ist, dass die Betriebsvereinbarungen, die jetzt erarbeitet werden, damit die Ärzte doch noch länger arbeiten können, 2021 auslaufen. Das ist die Herausforderung: Wie schaffe ich es in der kurzen Zeit, das Niveau weiter auszubauen mit dem Arbeitszeitgesetz im Hinterkopf.
Ganz Österreich rittert in dem neuen Arbeitszeitgesetz um Mediziner. Es werden diejenigen den Kampf gewinnen, die innovativ sind. Die anderen werden verlieren. In Innsbruck ist man höchst daran interessiert, innovativ zu sein. Sie werden den Studenten alles bieten, damit sie dort bleiben. SN: Wie innovativ ist man in Salzburg? Der Versuch ist da. Die PMU mit einem an der Klinik orientierten Curriculum ist ein Schatz. Es sind zwar nur 50 Studenten. Aber auch das ist ein Potenzial. Und auch in Salzburg wird man um Mediziner rittern müssen.