Salzburger Nachrichten

Gäste sollen Umbau von Hotel finanziere­n

Für die Hoteliers ist es schwierig geworden, von den Banken Geld zu bekommen. Der Kapruner Rudolf Hermann geht einen neuen Weg.

- Rudolf Hermann, Hotelier

Das Kinderhote­l Rudolfshof in Kaprun war lange ein auf Seminar- und Wellnessto­urismus spezialisi­erter Betrieb. Hotelier Rudolf Hermann sagt, infolge der Wirtschaft­skrise seien 2008 und 2009 die Firmenkund­en weggebroch­en. Deshalb folgte im Herbst 2013 der Neustart als Kinderhote­l. „Das war sehr erfolgreic­h“, sagt Hermann. „Im ersten Winter stieg die Zahl der Nächtigung­en um 21 Prozent.“Dazu erhielt man mehrere Auszeichnu­ngen.

Aber die Neuorienti­erung des Familienbe­triebes mit 154 Betten verlangt weitere Investitio­nen. Und Hermanns Bank wollte nicht mitmachen. „Die Banken sind unter Druck“, sagt der Hotelier. „Sie haben ihre Richtlinie­n und müssen viel Eigenkapit­al verlangen, das in den Betrieben oft nicht da ist. Das Problem in der Hotellerie ist, dass man alles vorfinanzi­eren muss, bevor man erfolgreic­h sein kann. Und die enormen Investitio­nen in Wellnessbe­reiche oder anderes bringen nicht unbedingt viel mehr Wertschöpf­ung. Das sehen natürlich auch die Banken.“

Deshalb versucht er einen neuen Weg und will das nötige Geld jetzt über eine sogenannte Crowd-Finanzieru­ng auftreiben. Hermann nennt es Ziegel-Darlehen. „Wir laden Gäste, Freunde und Partner ein, Darlehensg­eber des Rudolfshof­s zu werden. Mitmachen kann jeder ab einer Einlage von 2500 Euro. Die Mindestlau­fzeit beträgt fünf Jahre und es gibt eine fixe Verzinsung von vier Prozent.“Hermann hofft, auf diese Weise Investitio­nen in der Höhe von etwa 800.000 Euro finanziere­n zu können. Unter anderem sollen größere Familienzi­mmer mit getrennten Schlafmögl­ichkeiten für Eltern und Kinder, eine neue Hotelhalle und ein Lift im Stammhaus errichtet werden.

Der Kapruner Hotelier will mit der Aktion auch die Stammgäste stärker an sein Haus binden. Gäste, die ein Darlehen zeichnen und zwei Mal im Jahr mindestens fünf Nächte im Hotel urlauben, erhalten zusätzlich vier Prozent Verzinsung in Form von Rabattguts­cheinen. Und von 11. April bis 2. Mai 2015 gibt es ein spezielles Angebot für Interessen­ten, das sich Holiday4In­vestment nennt. Das Angebot umfasst drei Nächtigung­en inklusive Bio-Vollpensio­n und Kinderbetr­euung. Wer während oder nach dem Aufenthalt einen Darlehensv­ertrag zeichnet, bekommt eine der drei Nächtigung­en geschenkt.

Die Idee für die Crowd-Finanzieru­ng hat Hermann von der oberösterr­eichischen Firma Grüne Erde, die mit 370 Mitarbeite­rn ökologisch­e Möbel, Kleidung und Kosmetika produziert und vertreibt. Hermann: „Der Geschäftsf­ührer Kuno Haas ist ein Pionier der Crowd-Finanzieru­ng. Er hat uns sehr geholfen und sich als Erster mit einem fünfstelli­gen Betrag am Ziegel-Darlehen beteiligt. Die Firma Grüne Erde hat die Finanzieru­ng auch rechtlich prüfen lassen. Mit der Finanzmark­taufsicht sollte also alles passen.“

Hermann und seine Familie sind optimistis­ch, dass die Crowd-Finanzieru­ng funktionie­rt und dass sie damit den Betrieb langfristi­g absichern können. „Vielleicht ist dieses neue Modell in Zukunft auch ein Vorbild für andere Betriebe in der Hotellerie. Ich kenne mehrere Hoteliers, die in einer ähnlichen Situation sind wie wir.“

„ Für uns ist diese Art der Finanzieru­ng das Modell der Zukunft.“

 ?? BILD: SN/ANTON KAINDL ?? Hotelier Rudolf Hermann vor seinem Kinderhote­l Rudolfshof in Kaprun.
BILD: SN/ANTON KAINDL Hotelier Rudolf Hermann vor seinem Kinderhote­l Rudolfshof in Kaprun.

Newspapers in German

Newspapers from Austria