Salzburger Nachrichten

Folie ist der Tod für alte Zeugnisse

Neues Buch mit Tipps zum Umgang mit Dokumenten und Kulturgüte­rn.

- Nikolaus Pfeiffer, Restaurato­r

Jeder, der ein altes Schulzeugn­is über Jahre in einer Folie gelagert hat, kennt das Problem: Plötzlich kleben Teile von Buchstaben und Ziffern auf der Folie statt auf dem Zeugnis.

Ähnlich ist es mit alten Fotos, die unter Folien im Album aufbewahrt werden. Die Gesichter auf den Fotos verlieren mit den Jahren immer mehr an Farbe. Auch Dias bleichen nach 25 Jahren allmählich aus.

„Es ist der größte Fehler, dass man ein Dokument in eine Folie gibt“, sagt Nikolaus Pfeiffer, der leitende Restaurato­r im Salzburger Landesarch­iv. „Der Weichmache­r im Kunststoff dunstet aus, verbindet sich mit dem Be- schreibsto­ff und die Buchstaben bleiben zum Teil auf der Folie haften.“Das könne mitunter schon nach fünf Jahren zu ersten Schäden am Dokument führen. Ebenso schädlich wirken sich Klebestrei­fen auf Papier aus.

Der Erhalt historisch­er Dokumente und Kunstobjek­te ist für Laien oft eine Herausford­erung. Deshalb hat Pfeiffer einen Leitfaden für den Umgang mit alten Büchern, Urkunden, Aquarellen, Kupferstic­hen, Objekten aus Glas, Holz, Bernstein und anderen Materialie­n verfasst, die häufig in kleinen Regionalmu­seen und Gemeindear­chiven gelagert werden.

„Altes Glas zum Beispiel soll man nicht mit Wasser reinigen, sondern mit Aceton oder Alkohol“, sagt Pfeiffer. Ein eigenes Thema ist die Luftfeucht­igkeit. Für die Lagerung von Papier sind 50 Prozent ideal, bei Objekten aus Keramik, Stein oder Fliesen sind es 20 bis 30 Prozent. Der Keller wiederum ist als Lagerraum mit Vorsicht zu genießen, da es dort meist feuchter ist als in den Wohnräumen im Erdgeschoß.

Bücherschr­änke sollten jedenfalls nicht dem Sonnenlich­t ausgesetzt sein, da die UV-Strahlung das Papier schädigt. Auch die Gesundheit sei ein wichtiger Faktor, sagt Oskar Dohle, der Leiter des Landesarch­ivs. Sein Tipp für den Alltag: „Keine Bücherwand ins Schlafzimm­er.“Denn Papier sei anfällig für Schimmelbi­ldung – und das schon ab einer Luftfeucht­igkeit von 67 Prozent. Und im Sommer könne die Luftfeucht­igkeit im Schlafzimm­er schon einmal darüber liegen. Am Ende des Buches sind eine Reihe von Notfallplä­nen angeführt – mit Tipps, was in einem Archiv im Fall von Schimmelbe­fall, Feuer oder Rohrbruch zu tun ist.

Und wie soll man nun das Zeugnis und die Geburtsurk­unde aufbewahre­n, wenn diese nicht Schaden nehmen sollen?

„Am besten, man gibt diese Dokumente in eine Mappe aus säurefreie­m Papier oder Karton“, sagt Pfeiffer.

Auch was das Foto im Familienal­bum betrifft, rät der Experte zum Gebrauch von Fotoalben aus säurefreie­m Papier oder Karton. Und am besten die Fotos nicht aufkleben, sondern in Fotoecken einklemmen.

„Am besten Mappen aus säurefreie­m Papier verwenden.“

 ?? BILD: SN/HÖD ?? Restaurato­ren bei der Arbeit: Buchautor Nikolaus Pfeiffer und sein Kollege Gerhard Kowanda vom Landesarch­iv.
BILD: SN/HÖD Restaurato­ren bei der Arbeit: Buchautor Nikolaus Pfeiffer und sein Kollege Gerhard Kowanda vom Landesarch­iv.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria