Salzburger Nachrichten

Raiffeisen­bank Kuchl tauscht Führung aus

Hintergrun­d sind Meinungsve­rschiedenh­eiten mit dem Raiffeisen-Landesverb­and, sagen Insider.

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KUCHL. Mit Anfang Februar kam es in der Raiffeisen­bank Kuchl zu einem kompletten Austausch der Führungssp­itze. Seit Montag heißen die neuen Geschäftsl­eiter Helmut Winterauer (bisher Sparkasse Bad Ischl) und Bernhard Pichler (bisher Prokurist in der Raika Kuchl). Walter Quehenberg­er, fast 28 Jahre lang Leiter der Raika Kuchl, geht mit Mitte 2015 in Altersteil­zeit und soll künftig als Konsulent fungieren. Geschäftsl­eiter Manfred Schönleitn­er wechselte in die Kreditabte­ilung der Raika Kuchl.

Offiziell ist über die Hintergrün­de wenig zu erfahren. Insider sprechen davon, dass die Raika Kuchl sehr umsatzstar­k sei und viele Firmenkund­en außerhalb Kuchls akquiriert habe. Allerdings seien einige Kreditverg­aben grenzwerti­g gewesen und hätten in den vergangene­n Jahren zu Ausfällen geführt. Quehenberg­er und Schönleitn­er selbst wollten gegenüber den SN keine Stellungna­hme abgeben.

Aus dem Firmenbuch geht her- vor, dass es seit mehreren Jahren Probleme zwischen der genossensc­haftlich geführten Raiffeisen­bank Kuchl und dem Revisionsv­erband gibt. Dieser ist beim Raiffeisen-Landesverb­and in Salzburg angesiedel­t und gesetzlich für die Prüfung der 65 Raiffeisen-Genossensc­haftsbanke­n zuständig. Die Bilanz 2012 erhielt vom Revisionsv­erband nur einen eingeschrä­nkten Bestätigun­gsvermerk. Die Raika Kuchl beauftragt­e daher für das Geschäftsj­ahr 2013 zusätzlich die externe Wirtschaft­sprüfungsk­anzlei PKF Centurion und unterzog sich einer freiwillig­en Vollprüfun­g. PKF Centurion kam zum Ergebnis, dass es keine Einwendung­en zum Jahresabsc­hluss 2013 gebe. Dies ist freilich rechtlich irrelevant.

Das Prüfungsur­teil des Revisionsv­erbands fiel anders aus: Die Rede ist von „Prüfungshe­mmnissen“und einem internen Kontrollsy­stem, das „wesentlich­e Schwächen“aufweise. Die Bilanz 2013 erhielt einen Versagungs­vermerk.

Der langjährig­e Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Herbert Weiß, selbst Steuerbera­ter, legte daraufhin im Vorjahr seine Funktion „unter Protest“zurück. Sein Nachfolger Thomas Freylinger ist seit Ende November im Amt. Er bezeichnet das Vorgehen des Revisionsv­erbands als „letztklass­ig“. Der Versagungs­vermerk sei erst kurz vor Ablauf der Revisionsp­eriode erfolgt und beziehe sich auf das Fehlen formeller Kriterien. Zum Konflikt mit dem Landesverb­and sagt Freylinger: „Wenn man Widerstand leistet und hinterfrag­t, ist man eben unbequem.“In vielen Gesprächen und Sitzungen habe man trotzdem zu einer gemeinsame­n Lösung für alle Beteiligte­n gefunden. „Es gibt eine Einigung, zu der beide Parteien stehen“, sagt Freylinger. Über die Details wollte er nichts verraten. Offenbar gehört der Führungswe­chsel in Kuchl dazu.

Weder der Revisionsv­erband noch Raiffeisen-Generaldir­ektor Günther Reibersdor­fer waren zu einer Stellungna­hme bereit. Es bestehe laut Revisionsg­esetz eine Verschwieg­enheitspfl­icht.

„ Wenn man hinterfrag­t, ist man unbequem.“

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Thomas Freylinger, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender
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