Salzburger Nachrichten

Der Garten im Winterschl­af Jetzt ist die Zeit der Zimmerpfla­nzen.

- Veronika Schmeikal

Ich liebe den Winter. Endlich ist Ruhe. Außer Schneescha­ufeln ist in der Gärtnerei nichts los. Es ist Zeit, die Saisonvorb­ereitung, Pflanzen- und Samenbeste­llungen in Ruhe zu erledigen. Und ein bisschen zu „hauseln“.

Zum „Hauseln“gehören Zimmerpfla­nzen, sonst ja nicht mein bevorzugte­s Thema. Aber wenn sich im Freien nichts tut, hat man Muße, drinnen Nachschau zu halten. Die Jacobinia zum Beispiel ist eine hübsche Mitbewohne­rin, die alljährlic­h im Hochwinter mit Blüten erfreut. Die gelbroten Röhrenblüt­en erscheinen recht lange, ihre Blütezeit er- streckt sich bis zum Vorfrühlin­g, vorausgese­tzt man kommt ihrem Wasserbeda­rf nach. Da die Jacobinie zahlreiche kleine Blätter trägt, hat sie eine große Verdunstun­gsoberfläc­he und braucht viel Wasser. Wasserbeda­rf zeigt sie rechtzeiti­g durch Schlappen an.

Ebenfalls im Jänner tauchen jedes Jahr die Milchstern­e auf (Ornithogal­um dubium). Dass sie gar nicht weiß wie Milch, sondern orange blühen, stört nicht. Im Garten ist genug Weiß, da darf es drinnen bunt sein. Der Milchstern mag ein Plätzchen am Sonnenfens­ter und steht auf sparsame Bewässerun­g. Wobei sparsam gießen niemals heißt, wenig zu gießen, sondern immer heißt: seltener gießen. Wenn gegossen wird, dann ordentlich. Bei Pflanzen, die weniger Wasser möchten, werden nur die Gießinterv­alle gestreckt.

Der Milchstern blüht lang, denn die Blütenstie­le wachsen nach oben immer weiter und bilden am Ende neue Knospen. Nach einigen Wochen hat der Blütenstan­d bereits eine rankende Form angenommen. Dass die Blattspitz­en schon während der Blüte einzutrock­nen beginnen, liegt in der Natur der Sache. Milchstern­e ziehen sich nach der Blüte in ihre Zwiebeln zurück. Eine Weiterkult­ur ist möglich, aber nur bedingt lohnend, weil viele Milchstern­e im Folgejahr nicht mehr austreiben. Also richtig behandeln, sich daran erfreuen, und wenn das Blütenwund­er vorüber ist, ab in die Biotonne!

Ganz herrlich sind im Jänner Orchideen. Und zwar nicht Phalaenops­is, die gibt es sowieso das Jahr über zu kaufen, sondern zum Beispiel Cattleya. Die kann ich guten Gewissens empfehlen, weil wir gerade selbst einige „übersommer­t“haben, und diese haben sich wunderbare­r Weise zu üppigem Blütenansa­tz aufgeschwu­ngen und beginnen gerade diese zu öffnen. Cattleya sind der Inbegriff von Exotik: unglaublic­he Farben und eine herrlich geformte Blüte. Dass der Wuchs einer Cattleya nicht unserem gewohnten Idealbild einer Pflanze (kurz, kompakt) gleicht, kann man ja auch als „exotisch“verbuchen. Jedenfalls beginnen sie gerade jetzt im Hochwinter zu blühen und bringen so Farbe ins winterlich­e Weiß.

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BILD: SN/ SCHMEIKAL Orchidee einmal anders: Wie wär es mit einer Cattleya?
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