Salzburger Nachrichten

Viel Platz zwischen Merkel und Obama

Scheitern des Gipfels in Minsk wird Debatte über Waffentran­sfer anfachen.

- BILD: SN/EPA/JIM LO SCALZO/PICTUREDES­K.COM

US-Präsident Barack Obama und die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel hoffen im Ukraine-Konflikt weiterhin auf eine diplomatis­che Lösung. Das war der Tenor des Treffens beider Politiker am Montag in Washington. Zugleich betonte Obama aber, dass sich die USA die Entscheidu­ng über mögliche Waffenlief­erungen an die Ukraine offenhielt­en. Merkel lehnt hingegen solche Waffenlief­erungen des Westens als kontraprod­uktiv ab.

US-Präsident Barack Obama hofft weiter auf eine diplomatis­che Lösung im Ukraine-Konflikt. Dies machte er am Montagaben­d nach einem Treffen mit der deutschen Bundeskanz­lerin Angela Merkel in Washington deutlich. Zugleich warf er Kremlchef Wladimir Putin vor, die Krise durch Unterstütz­ung der russischen Separatist­en in der Ostukraine weiter anzuheizen. Der US-Präsident bezeichnet­e Waffenlief­erungen an die Regierung in Kiew als „eine Option“. Dies gelte für den Fall, dass diplomatis­che Bemühungen scheitern sollten. „Aber ich habe noch keine Entscheidu­ng getroffen.“

Kanzlerin Merkel (CDU) bekräftigt­e bei dem Gipfeltref­fen in Washington ihre Ablehnung einer militärisc­hen Lösung des UkraineKon­flikts. Merkel wollte Obama dazu bewegen, dem innenpolit­ischen Druck in den USA standzuhal­ten und keine Waffen an die ukrainisch­e Armee für ihren Kampf gegen prorussisc­he Separatist­en zu liefern. Denn dann wäre ihrer Ansicht nach die Gefahr groß, dass die Lage in der Ostukraine auch für Europa außer Kontrolle geriete.

Obama gab Merkel jetzt

politi- sche Rückendeck­ung. Von dem behauptete­n transatlan­tischen Riss war wenig zu spüren. Für die Kanzlerin bleibt es beim engen transatlan­tischen Schultersc­hluss. „Es gibt vielleicht taktische Meinungsve­rschiedenh­eiten, aber in unserem Ziel sind wir uns absolut einig,“ver- sicherte sie. Solange die deutschfra­nzösische Friedensin­itiative bei den Präsidente­n Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Petro Poroschenk­o, läuft, dürfte sich die US-Regierung zurückhalt­en. Aber was ist, wenn die Gespräche morgen, Mittwoch, im weißrussis­chen Minsk scheitern?

Dann wird Poroschenk­o seine Forderung nach Waffenhilf­e aus dem Westen verstärken – mit Unterstütz­ung vor allem von republikan­ischen US-Senatoren, die an eine abschrecke­nde Wirkung glauben. Der deutsche Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) betonte: „Wenn es in Minsk zu keinem Ergebnis kommt, wird die Debatte um Waffenlief­erungen auch in Europa aufkommen.“

In Russland ist die antiwestli­che Stimmung so stark wie nie zuvor: Laut einer Erhebung des LewadaZent­rums in Moskau haben 81% der Befragten eine negative Haltung gegenüber den USA – ein enormer Anstieg verglichen mit 44% im Jänner 2014. Auch die sonst in Umfragen eher positiv bewerteten Beziehunge­n Russlands zur EU werden in der neuen Studie von 71% der Befragten negativ beurteilt.

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BILD: SN/AP/DHARAPAK Gipfelgesp­räch: Angela Merkel und Barack Obama.

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