Viel Lob für kuscheliges „Bleib bei mir!“
Die goldenen Grammofone Grammy gelten als wichtigster Musikpreis der Welt. Aber wer sind die Gewinner?
Der britische Musiker Sam Smith hat bei der Grammy-Verleihung abgeräumt. Wer das ist? Das ist leicht herauszufinden, dank Internet. Sam Smith wurde im Jahre 1992 im kleinen Dorf Linton in der Grafschaft Cambridgeshire als Sohn einer in der Finanzindustrie tätigen Mutter und eines Hausmannes geboren. Während sich sein Vater in dem gemeinsamen Haus in Great Chishill um ihn und seine beiden jüngeren Schwestern kümmerte, war seine vielbeschäftigte Mutter als Bankerin sehr erfolgreich, vermeldet Wikipedia.
Und YouTube? Mittlerweile 232.110.296 Mal wurde das SmithVideo „Stay with me“angeklickt, zählte die Internetplattform am Montagabend. Ein kuschelweicher Schmusesong mit Chorumrahmung, sehr sanft, das kommt wohl auch heute noch gut an. Mit karierter Jacke und Andreas-Gabalier-Tolle schlendert der junge Mann durch London und schmachtet.
Der 22-jährige Brite gewann am Sonntagabend (Ortszeit) bei der Gala in Los Angeles auch den Preis als bester Newcomer. „Wie sage ich denn jetzt etwas, ohne zu weinen?“, fragte Smith in seiner Dankesrede. „Ich möchte meiner Mutter und meinem Vater danken – ich habe wirklich einen Grammy gewonnen!“Was heißt einen! Außerdem wurde der Titel „Stay with me“als bester Song sowie als beste Aufnahme des Jahres und sein Album „In the Lonely Hour“als bestes Popalbum ausgezeichnet.
In der Kategorie des besten Albums des Jahres musste sich der Brite allerdings dem US-Songwriter Beck geschlagen geben, der den Preis für „Morning Phase“einheimste. 20 Jahre nach dem Erfolg seines Albums „Mellow Gold“und dem Song „Loser“konnte der 44Jährige damit ein Comeback feiern. „Wir haben dieses Album so gut wie komplett bei mir zu Hause aufgenommen“, sagte Beck in seiner Dankesrede. „Ich möchte mich also auch bei meinen Kindern bedanken, die wir immer wach gehalten haben.“
Abräumer Sam Smith war gemeinsam mit dem Sänger Pharrell Williams und der Pop-Diva Beyoncé mit jeweils sechs Nominierungen bereits als Favorit in das Rennen um die Trophäen gegangen. Beyoncé, die in bodenlanger schwarzer Robe erschien, und Williams konnten schließlich jeweils drei Grammys mit nach Hause nehmen.
Insgesamt wurden die goldenen Grammofone, die als die wichtigsten Musikpreise der Welt gelten, in mehr als 80 Kategorien verliehen. Zudem traten bei dem von Rapper LL Cool J moderierten Spektakel zahlreiche Stars wie Kanye West, Madonna, Rihanna, Paul McCart- ney, Lady Gaga, AC/DC auf.
Nicht nur im Popsektor, der die große Bühnenshow bei den Grammys beherrscht, sondern auch im weitaus stilleren Klassikbereich sind bei den heurigen 57. Grammys viele neue Namen zum Zug gekommen. Zwar finden sich mit Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter (für das beste Soloalbum) oder Geigerin Hilary Hahn auch Alteingesessene unter den Preisträgern. Die Berliner Philharmoniker unter Si-
Katy
Perry
und mon Rattle blieben ungekrönt. Sie mussten sich bei der besten Orchesteraufnahme David Robertson und der St. Louis Symphony geschlagen geben, die für ihre Einspielung von „John Adams: City Noir“den Preis einheimsten. Auch der österreichische Dirigent Manfred Honeck als Chef des Pittsburgh Symphony Orchestra kam hier über eine Nominierung nicht hinaus.
Ebenso konnte sich der zweite österreichische Vertreter im Klassikrennen, der markante Bassbari- ton Florian Boesch, mit seiner Einspielung von Schuberts „Die Schöne Müllerin“in der Kategorie „Bestes klassisches Sologesangsalbum“nicht gegen Von Otter durchsetzen.
Im Opernsektor gewann mit dem Kammerensemble des Boston Early Music Festivals für die Aufnahme „Charpentier: La Descente D’Orphee Aux Enfers“eher ein Außenseiter, war in dieser Sparte doch auch die Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann für ihre Einspielung von Richard Strauss’ „Elektra“mit Evelyn Herlitzius, Waltraud Meier, René Pape und Anne Schwanewilms nominiert.
Immerhin ein kleiner Österreichbezug findet sich im Preisträgerfeld. So darf sich Judith Sherman nun Klassikproduzentin des Jahres nennen. Sie war unter anderem für ihre Betreuung des Albums „Divergence“des Wiener Kammermusikensembles Plattform K + K Vienna nominiert.
Der Grammy wird seit 1959 von der National Academy of Recording Arts and Sciences in Los Angeles vergeben. Unter den österreichischen Preisträgern finden sich neben Größen wie Nikolaus Harnoncourt und Joe Zawinul auch der Designer Stefan Sagmeister für eine CD-Box. Ein „klassischer“Musiker hält auch den Rekord, mit insgesamt 31 Grammys wurde Sir Georg Solti ausgezeichnet.