Salzburger Nachrichten

Wie Millionen für Kärntner Spitäler verschwend­et wurden

Üppige Honorare für externe Berater, freihändig­e Gehaltserh­öhung: Der Landesrech­nungshof kritisiert den Ex-KABEG-Vorstand heftig. Welche Rolle spielen dabei die Freiheitli­chen?

- FRITZ PESSL KLAGENFURT. KABEG-Insider

Der Landesrech­nungshof in Kärnten erhebt in einem Rohbericht schwere Vorwürfe gegen das frühere Management der Krankenans­talten-Betriebsge­sellschaft KABEG. Die Prüfbehörd­e kritisiert vor allem üppige Honorare an externe Berater, von 2009 bis 2013 seien knapp elf Millionen Euro an Rechts- und Beratungsk­osten bezahlt worden. Für Projekte, die großteils hausintern von KABEG-Mitarbeite­rn hätten erledigt werden können. Der Großteil der Ausgaben fällt in die Amtszeit der im Juni 2013 fristlos entlassene­n Vorständin Ines Manegold.

Mittlerwei­le sind bereits zahlreiche Prozesse anhängig: Die KABEG erstattete Anzeige der Untreue gegen Manegold, weil der Verdacht bestehe, dass sie „eine Fülle von Sorgfaltsp­flichtvers­tößen“zu verantwort­en habe, die strafrecht­lich relevant

„Die Vorständin folgte willfährig den FPÖ-Anordnunge­n.“

sein könnten. Auch Ex-KABEGAufsi­chtsratsch­ef Kurt Scheuch (FPÖ) wurde angezeigt, weil er eigenmächt­ig ohne Einbindung des Aufsichtsg­remiums Manegold eine Gehaltserh­öhung genehmigt haben soll. Manegold, die alle Vorwürfe zurückweis­t, hat ihrerseits einen Arbeitsrec­htsprozess gegen die KABEG angestreng­t.

Die Landesspit­äler sind ein weiteres Beispiel für den Umgang der Freiheitli­chen in Kärnten mit öffentlich­en Geldern bis zu ihrer Abwahl Mitte 2013. Einer der größten Auftragneh­mer der KABEG war demnach das Klagenfurt­er Gesundheit­sberatungs­unternehme­n SHM, das in vier Jahren 730.000 Euro für diverse Aufträge kassierte. Mit Erstaunen stellt der Rechnungsh­of fest, dass zwei Rechnungen der SHM nicht direkt an die KABEG geschickt wurden, sondern an den freiheitli­chen Landtagskl­ub. Von dort wurden sie an die Spitalshol­ding weitergele­itet.

Auffällig ist weiters, dass die in Wien und Klagenfurt ansässige Rechtsanwa­ltskanzlei Gheneff-Rami-Sommer, die immer wieder prominente FPÖ-Politiker vertritt, auch Rechtsbera­terin der KABEG war und mit Kärntner Steuerzahl­ern gutes Geld verdiente. Was die aus Deutschlan­d stammende Manegold damit zu tun hat? „Sie ist willfährig den Anordnunge­n der FPÖ gefolgt, das darf man als Vorstand nicht machen“, erzählt ein KABEG-Insider im SN-Gespräch.

Die Vorständin soll die Grundsätze der Auftragsve­rgabe nach dem Bundesverg­abegesetz vernachläs­sigt haben. Die Prüfer werfen Manegold vor, sie habe drei Aufträge über insgesamt 281.000 Euro freihändig vergeben und die Aufteilung „bewusst gestückelt“, um den Schwellenw­ert von 100.000 Euro nicht zu überschrei­ten. Aufträge jenseits dieses Betrags müssten nämlich vom Aufsichtsr­at abgesegnet wer- den. Der Landesrech­nungshof stößt sich weiters an „mangelnder Vergabedok­umentation“sowie der „zunehmende­n Anzahl an Folgeauftr­ägen an ein ausgewählt­es, gleichblei­bendes Beraternet­zwerk“.

„In mehreren Fällen wurden seitens der KABEG Vertragsko­nditionen akzeptiert, die einen sorgsamen und sparsamen Umgang mit öffentlich­en Geldern vermissen lassen“, ist im Rohbericht zu lesen. Ob es Rückflüsse an Parteien oder Politiker gab? „Was mit dem Geld passiert ist, müssen die Gerichte klären. Nur sie können Konten öffnen lassen“, hieß es. Für alle Genannten gilt die Unschuldsv­ermutung.

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BILD: SN/BILDERBOX - ERWIN WODICKA In Kärnten kassierten externe Berater vom Spitalsbet­reiber KABEG elf Millionen Euro.
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