Salzburger Nachrichten

Immer mehr sind überschuld­et

60.000 Menschen suchten bei der Schuldenbe­ratung 2014 Hilfe. Was die Gründe für die Schuldenfa­lle sind und warum viele zu spät reagieren.

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zu spüren. Dies bestätigt auch Hans Grohs, Geschäftsf­ührer der Dachorgani­sation der österreich­ischen Schuldenbe­ratungen. „Der Anteil der arbeitslos­en Klienten ist in den vergangene­n Jahren enorm gestiegen. Zu Beginn der Wirtschaft­skrise 2008 waren es knapp 28 Prozent, mittlerwei­le sind es 41 Prozent.“

Ein Trend, der auch in Salzburg zu erkennen ist. Peter Niederreit­er, Geschäftsf­ührer der Schuldenbe­ratung Salzburg: „Bis vor zwei Jahren war noch jeder vierter unserer Klienten arbeits- los, nun ist es jeder dritte.“Die Schuldenfa­lle würde gerade bei Arbeitslos­en rasch zuschnappe­n, da viele ihre ganze Energie in die Jobsuche stecken, dabei aber verdrängen, dass sich ihre Einkommens­verhältnis­se verändert haben, und sie keine Strategien entwickeln, um mit den neuen Rahmenbedi­ngungen klarzukomm­en.

„Wenn Mahnungen kommen, ist es entscheide­nd, sich zu verdeutlic­hen, was vorrangig beglichen werden muss, wie etwa die Miete. Sonst tappt man in die nächste Schuldenfa­lle“, erzählt Grohs.

Insgesamt 60.000 Menschen suchten 2014 Rat bei der Schuldenbe­ratung – um 2000 mehr als noch im Jahr zuvor. „Wir haben eine steti- ge Zunahme von Jahr zu Jahr. Und es ist leider noch keine Trendwende absehbar“, erklärt Grohs.

Ob arbeitslos­e Menschen oder solche, die an der Selbststän­digkeit gescheiter­t sind, ein Verhalten ist bei den meisten erkennbar: Sie suchen zu spät Hilfe und profession­elle Beratung. Dabei bietet die Schuldenbe­ratung in einigen Bundesländ­ern Österreich­s seit Kurzem sogar einen speziellen Service an, damit Menschen erst gar nicht zu Schuldnern werden. Die sogenannte Budgetbera­tung. Interessie­rte werden im Vorfeld beraten, wie sie mit Einund Ausgaben im Haushalt richtig umgehen und wo sie sparen können. In Salzburg gibt es das Konzept der Budgetbera­tung seit einem Jahr. Rainer Konderla, Schuldner- und Budgetbera­ter: „Es geht um eine längerfris­tige Perspektiv­e und nicht darum, wie bei der Schuldenbe­ratung Feuerwehr zu spielen.“

Wer den Service in Anspruch nimmt? „In letzter Zeit waren es vor allem Personen, die Fremdwähru­ngskredite aufgenomme­n haben“, erklärt Konderla. Pro Woche führt er etwa ein Budgetbera­tungsgespr­äch in der Mozartstad­t durch. Die Termine sind auf fünf Wochen im Voraus vergeben. „Die Nachfrage ist so hoch, dass wir doppelt so viele Termine vergeben könnten“, sagt der Budgetbera­ter.

Dass viele aber trotzdem eher zu spät als zu früh Hilfe suchen, zeigt ein Vergleich: Zur Schuldenbe­ratung kommen in Salzburg wöchentlic­h 20 bis 25 Personen.

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Am Ende des Monats bleibt immer öfter nichts über.
BILD: SN/VOYAGERIX - FOTOLIA Hans Grohs, Schuldenbe­ratung Am Ende des Monats bleibt immer öfter nichts über.

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