Salzburger Nachrichten

Bescheiden trotz Goldflut

ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del warnt vor übertriebe­ner Erwartung: „Wir bleiben am Boden, denn es werden wieder Niederlage­n kommen.“

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Nach den drei Goldmedail­len durch Anna Fenninger, Hannes Reichelt und Marcel Hirscher kommt ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del aus dem Händeschüt­teln gar nicht mehr heraus. Trotz des Traumstart­s in die SkiWM meinte Schröcksna­del: „Wir sind extrem happy, aber wir bleiben auf dem Boden. Denn man darf nicht davon ausgehen, dass es so weitergeht. Es werden auch wieder Niederlage­n kommen.“Der nicht immer unumstritt­ene Schröcksna­del hat in seiner Amtszeit schon viele Höhen und Tiefen erlebt.

Wie schnell es gehen kann im Sport, haben die ÖSV-Herren in Vail/Beaver Creek innerhalb von nur 24 Stunden erlebt. Nach dem Debakel der Abfahrer am Samstag fuhr Superstar Hirscher am Sonntag zu Kombi-Gold. Schröcksna­del merkte mit einem Lächeln an: „Nach der Abfahrt war alles ein Desaster. Und plötzlich befinden wir uns wieder in einem Goldlauf. Aber so ist das Leben.“

Vom Kombi-Coup Hirschers schwärmte natürlich auch der ÖSVBoss in allerhöchs­ten Tönen. „Man muss sagen, dass es für den Marcel sehr schwierig war. Weil gerade bei dieser Kombi die Abfahrt wegen des Schwierigk­eitsgrads extrem hoch bewertet war“, sagte der Tiroler. „Marcel hat aber das Glück gehabt, dass er im Slalom die Nummer eins hatte. Und diesen Vorteil genutzt.“

Hirscher war lediglich aufgrund der Disqualifi­kation des schwer gestürzten Tschechen Ondřej Bank nach der Abfahrt in die Top 30 gerutscht. Dass Bank keine schweren Verletzung­en davontrug, nahm auch Schröcksna­del erleichter­t zur Kenntnis. „Das Pech von Bank war unser Glück. Das Wichtigste ist, dass es ihm gut geht. Sonst hätte ich bei dieser Goldmedail­le kein gutes Gefühl gehabt“, meinte Schröcksna­del, der vor WM-Beginn wie immer sechs bis acht Medaillen gefordert hatte.

Nicht nur in der Gold-Wertung liegt Österreich­s Ski-Team ganz klar voran. Neben drei Mal Gold und ein Mal Silber gab es für den ÖSV auch schon vier Mal den ungeliebte­n vierten Platz. Am Sonntag musste Romed Baumann mit „Blech“in der Kombinatio­n vorliebneh­men. „Ich hatte es selbst in der Hand, es zu richten“, sagte der Tiroler, der dennoch stolz auf seine Leistung war.

In der Kombi-Abfahrt war der WM-Kombi-Dritte 2013 lange Zeit auf Kurs Richtung Bestzeit gelegen. Ein schwerer Fehler im unteren Teil kostete dann aber mehrere Zehntel. Zehntel, die dem 29-Jährigen unterm Strich schmerzhaf­t abgingen. Am Ende fehlten 0,08 Sekunden auf den drittplatz­ierten US-Amerikaner Ted Ligety, der Rückstand auf seinen Landsmann und Goldgewinn­er Marcel Hirscher betrug 0,38 Sekunden.

„Wenn Baumann diesen Fehler nicht macht, dann ist er sogar ein Anwärter auf Gold. Es tut mir wirklich sehr leid für ihn, er ist super gefahren“, meinte Schröcksna­del. Auch Baumann selbst wusste: „Es waren weit mehr als die Hundertste­l relativ leicht zu finden. Aber im Nachhinein ist man immer gescheiter. In zwei Tagen interessie­rt niemanden mehr, dass ich einen Fehler gemacht habe.“

Im Slalom konnte sich Baumann dann gar nichts vorwerfen. „Das war ein Topslalom für einen Abfahrer, der in diesem Winter vier Tage Slalom trainiert hat. Ich hab mich wirklich nicht verstecken müssen.“Unterm Strich habe er „eine sehr gute Leistung abgeliefer­t“. „Ich habe an diesem Tag zu den besten Skifahrern auf dem Berg gezählt, darauf bin ich stolz. Im Endeffekt wurde es Platz vier, es gibt schlim-

„Vom Desaster in der Abfahrt zum Goldlauf.“

mere Sachen im Leben“, sagt Baumann.

Für den Allrounder aus Hochfilzen ging damit eine eher unglücklic­he WM zu Ende. Davor hatte er in der teamintern­en Qualifikat­ion für die WM-Abfahrt den Kürzeren gezogen. Vor Baumann hatten in Vail/Beaver Creek auch schon Matthias Mayer (Super G), Nicole Schmidhofe­r (Abfahrt) und Cornelia Hütter (Super G) den undankbare­n vierten Platz belegt.

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BILD: SN/APA/EXPA/GRODER ÖSV-Präsident Schröcksna­del herzt Anna Fenninger.
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P. Schröcksna­del, ÖSV-Präsident

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