Ball-Demonstrant zu Unrecht angeklagt?
Schüler soll beim Akademikerball 2014 stämmigen Polizisten geschlagen haben.
Ein junger Bursch, der bereits im Vorjahr an einer Gegendemonstration gegen den damaligen Wiener Akademikerball teilgenommen hatte, stand am Montag wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt in Wien vor Gericht. Der damals 17-jährige Schüler soll einen Polizisten mit einer TransparentStange geschlagen und sich dann gegen die Festnahme gewehrt haben. Im Prozess kristallisierte sich heraus, dass womöglich der Falsche angeklagt wurde.
Der Polizist (37) räumte nämlich im Prozess ein, er erkenne im Angeklagten „nicht zu 100 Prozent“den Angreifer wieder. Er habe am Abend des 27. Jänner 2014 mit anderen Kollegen hinter dem Burgtheater eine Sperrkette gebildet. Eine „Menschenmasse“habe dagegen angedrückt. Jemand habe ihm mit einer Stange auf den Unterarm geschlagen: „Wegen der Schutzausrüstung hatte ich keinen Schmerz.“Reflexartig habe er nach der Stange gegriffen und den Arm des Angeklagten zu fassen gekriegt.
Es sei mit diesem zu einer „Rangelei“gekommen, ein zweiter Kollege habe ihn „schützend“unterstützt: „Wir haben ihn am Boden abgelegt und mit einem Oberarm-Streckhebel fixiert.“Auf Frage der Richterin meinte der Polizist, seine Sicht sei bei der Amtshandlung aufgrund des Schutzhelms getrübt gewesen: „Das Visier war angelaufen.“
Der Schüler versicherte, er habe kein Transparent getragen und weder eine Holzstange in Händen gehalten noch damit auf einen Beamten eingeschlagen. Er sei plötzlich von einem Polizisten zu Boden geworfen worden. Mehrere Zeugen bestätigten diese Darstellung. Für den Schüler hatte das gravierende gesundheitliche Folgen. Er wurde bei dem polizeilich erzwungenen Sturz erheblich verletzt. Der Angeklagte wiegt übrigens 65 Kilogramm, der besagte Polizist 105 bis 110 Kilogramm. Ein gegen den Beamten gerichtetes Verfahren wegen Körperverletzung wurde eingestellt. Der Prozess gegen den Schüler geht am 16. Februar weiter.