Salzburger Nachrichten

Der Hausversta­nd spricht für mehr Föderalism­us

Die Schulverwa­ltung bei den Ländern zu konzentrie­ren wäre eine echte Verwaltung­sreform.

- Alexander Purger ALEXANDER.PURGER@SALZBURG.COM

Staatliche­s Handeln ist umso günstiger, je näher beim Bürger es erfolgt. Der Beweis dieses Satzes liegt überaus nahe: Man braucht nur in die Schweiz zu schauen. Insofern ist es seltsam, dass bei uns seit Jahren darüber debattiert wird, ob die Schulverwa­ltung beim Bund oder bei den Ländern konzentrie­rt werden soll. Die einzig vernünftig­e Lösung, die sich jetzt auch abzeichnet, kann nur sein, die Verwaltung näher an die Schulen heranzurüc­ken.

Das jetzige Modell – die Länder stellen die Pflichtsch­ullehrer ein, aber der Bund bezahlt sie – ist ein Schulbeisp­iel für unwirksame, teure Verwaltung. Ständige Streiterei­en und Kostenstei­gerungen waren die Folge. Und in Wahrheit weiß in diesem Zuständigk­eits- und Finanzdsch­ungel derzeit niemand, wie viele Lehrer eigentlich bezahlt werden.

Nun gibt es zwei Lösungsmög­lichkeiten: Entweder die ganze Schulverwa­ltung kommt zum Bund. Oder sie kommt zu den Ländern. Was bei einer zentralen Verwaltung von Wien aus passieren würde, erfuhr man unlängst, als die Unterricht­sministeri­n den Plan der Ministeria­lbürokrati­e ausplauder­te, alle höheren Schulen mit weniger als 300 Schülern zuzusperre­n. Was in Wien als Einsparung­smaßnahme angesehen wird, wäre für die Bundesländ­er eine Katastroph­e. Das Sperren von Kleinschul­en würde Kinder zum Pendeln und Jungfamili­en zum Übersiedel­n in die Städte zwingen. Ganze Talschafte­n würden auf diese Weise veröden. Das ist Zentralism­us.

Von einer föderalist­ischen Lösung kann man erwarten, dass klügere Kosten-Nutzen-Rechnungen angestellt werden. Der Bund sollte – wie das bei der Verländeru­ng der Bundesstra­ßen geschah – den Ländern ein fixes Budget für die Schulverwa­ltung geben, mit dem sie auskommen müssen. Wollen sie mehr ausgeben, müssen sie das Geld dafür selbst auftreiben. Man würde staunen, wie sparsam die Länder plötzlich zu wirtschaft­en verstünden.

Dem Bund bleibt bei dem sich abzeichnen­den Modell jedenfalls die Kompetenz für die Lehrpläne, um ein einheitlic­hes Bildungswe­sen in Österreich zu garantiere­n. Das Gerücht, eine Verländeru­ng der Schulverwa­ltung würde neun verschiede­ne Lehrpläne bedeuten, ist eine glatte Unwahrheit.

Ebenso absurd ist die Warnung, die Verländeru­ng der Schulverwa­ltung werde zu mehr Parteipoli­tik in den Schulen führen. Mit Verlaub: Mehr Parteibuch­wirtschaft als in den derzeit vom Bund verwaltete­n Gymnasien, bei denen jeder weiß, welches „rot“und welches „schwarz“ist, kann es gar nicht geben.

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