Salzburger Nachrichten

Werden bald alle Lehrer von den Ländern verwaltet?

- P. Bußjäger, Föderalism­usexperte zim

Was ist besser? Die Schulverwa­ltung unter dem Dach der Länder zu bündeln oder unter dem des Bundes? Zuletzt tobte 2009 ein erbitterte­r Streit darüber. Die Landeshaup­tleute wollten schon damals alle Lehrer unter ihre Fittiche nehmen, scheiterte­n aber an Unterricht­sministeri­n Claudia Schmied (SPÖ). Jetzt wird wieder diskutiert, doch nun sagt die Bundes-SPÖ nicht mehr kategorisc­h Nein zur Verländeru­ng, nach der auch rote Landeschef­s rufen. Kanzler Werner Faymann und Unterricht­sministeri­n Gabriele Heinisch-Hosek, beide SPÖ, können sich vorstellen, die Kompetenze­n neu zu ordnen. Das Treffen einer diesbezügl­ichen Arbeitsgru­ppe blieb am Dienstag vorerst ohne Ergebnis.

Konkret geht es darum, die rund 45.000 Bundeslehr­er (AHS sowie berufsbild­ende mittlere und höhere Schulen) wie die 76.000 Pflichtsch­ullehrer von den Ländern verwalten zu lassen oder alle gemeinsam vom Bund. Eine Verländeru­ng stößt bei vielen Bildungsex­perten, der Industriel­lenvereini­gung, Gewerkscha­ft und Lehrergewe­rkschafter­n auf Widerstand. Hauptargum­ent: Das würde die Schulverwa­ltung verteuern und verworrene­r machen. Auch der grüne Bildungssp­recher Harald Walser sagt: „Durch eine Verländeru­ng ist es noch nie zu einer Verbilligu­ng gekommen.“Doppelglei­sigkeiten zu beseitigen sei „g’scheit“, aber „Aus- gabenveran­twortung und die Umsetzung müssen in einer Hand sein“. Ähnlich argumentie­rte auch Rechnungsh­ofpräsiden­t Josef Moser: Wer zahle – und das ist und bleibt der Bund –, solle anschaffen. Der RH kritisiert, dass die Länder mehr Lehrer anstellen als vereinbart. Der Bund blieb so auf Mehrkosten von bis zu 30 Millionen Euro pro Jahr sitzen.

Föderalism­usexperte Peter Bußjäger findet eine Verländeru­ng „prinzipiel­l gut“. Eine Vereinheit­lichung brächte „eine Einsparung,

„Man könnte die regionalen Bedürfniss­e besser abstimmen.“

aber keine Rieseneins­parung.“Der größte Vorteil wäre, dass man die regionalen Bedürfniss­e von Schulen besser abstimmen könnte, sagt er und verweist auf die Debatte über die Schließung der Kleinschul­en. Über das im Zuge einer Verländeru­ng geplante Controllin­g sei garantiert, dass die Länder die Kosten nicht mehr sprengten. Falsch sei, dass es durch eine Verländeru­ng zu neun Bildungssy­stemen und neun Dienstrech­ten kommen würde. „Das muss man klar sagen: Bildungspo­litisch ist die Debatte ein Nebengleis. Da geht es um einen Akt der Verwaltung­sreform.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria