Ein Roboter-Pinocchio mit schlechten Manieren
Auch unzerstörbare Maschinen haben Gefühle: Im Film „Chappie“lernt ein Roboter ziemlich menschliches Verhalten.
Die Reichen leben immer noch in abgegrenzten Vierteln, die Armut vor allem unter den Schwarzen ist brutal, obwohl die Apartheid längst Geschichte ist: Johannesburg ist eine Stadt der Extreme. In Neill Blomkamps Science-Fiction-Film „Chappie“ist Johannesburg Schauplatz für einen Film jener Sorte, die sonst gern in der Zukunft verortet wird: Ingenieur Deon (Dev Patel) hat einen Roboter gebaut, der praktisch unzerstörbar ist. Nun will er seinem Androiden das Fühlen beibringen. Doch Deon arbeitet für eine ertragsorientierte Firma, und „Fühlen“bringt keinen Gewinn. Unzerstörbar sein schon: Deons Roboter werden als Polizei hundertfach auf den Straßen der Stadt ein- gesetzt. Deon will aber weiter experimentieren und schmuggelt eines seiner Geschöpfe aus der Fabrik. Dabei wird er von Gangstern überfallen (gespielt von den südafrikanischen Rap-Superstars Die Antwoord), die den Androiden für einen Überfall benutzen wollen. Doch der Roboter (Sharlto Copley) benimmt sich wie ein schüchternes Kind und lernt nur allmählich die menschliche Sprache. Sehr unpraktisch, findet Gangster Ninja, während seine Partnerin Yo-Landi unerwartet Muttergefühle entdeckt, und Deon seinem Robotersohn Mut zum Anderssein beibringen will. Doch der pubertiert bald und nimmt die üblen Gewohnheiten seines Ziehvaters Ninja an.
Schon sein Debüt „District 9“hatte Neill Blomkamp in Johannesburg inszeniert. Dessen Erfolg erregte auch in Hollywood Aufmerksamkeit, es folgte der teure Hochglanzactionfilm „Elysium“. „Chap- pie“nun ist eine Actionvariante des Pinocchio-Märchens, wo einer Vatergefühle für sein Geschöpf entwickelt. Die Besetzung ist hochkarätig, mit Hugh Jackman als Gegenspieler von Deon und Sigourney Weaver als Chefin. Dennoch funktioniert „Chappie“nur bedingt: Die Motivationen sind mitunter schwammig, die Dramatik der Actionszenen wirkt unentschlossen. Das Beste an „Chappie“sind die Momente, in denen er wirklich einzigartig ist, aufgrund des Schauplatzes und wegen der Besetzung der Rapper Yo-Landi und Ninja: Sie spielen ihre eigenen Künstlerpersönlichkeiten und haben den Film auch visuell stark beeinflusst, mit einer räudigen Mischung aus Punk, zuckerlbuntem Spielzeug und Street Art.
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