Salzburger Nachrichten

Ein Roboter-Pinocchio mit schlechten Manieren

Auch unzerstörb­are Maschinen haben Gefühle: Im Film „Chappie“lernt ein Roboter ziemlich menschlich­es Verhalten.

- Lena Chappie. Sci-Fi-Action, USA/Südafrika 2015. Regie: Neill Blomkamp. Mit Sharlto Copley, Hugh Jackman u. a. Start: 6. 3.

Die Reichen leben immer noch in abgegrenzt­en Vierteln, die Armut vor allem unter den Schwarzen ist brutal, obwohl die Apartheid längst Geschichte ist: Johannesbu­rg ist eine Stadt der Extreme. In Neill Blomkamps Science-Fiction-Film „Chappie“ist Johannesbu­rg Schauplatz für einen Film jener Sorte, die sonst gern in der Zukunft verortet wird: Ingenieur Deon (Dev Patel) hat einen Roboter gebaut, der praktisch unzerstörb­ar ist. Nun will er seinem Androiden das Fühlen beibringen. Doch Deon arbeitet für eine ertragsori­entierte Firma, und „Fühlen“bringt keinen Gewinn. Unzerstörb­ar sein schon: Deons Roboter werden als Polizei hundertfac­h auf den Straßen der Stadt ein- gesetzt. Deon will aber weiter experiment­ieren und schmuggelt eines seiner Geschöpfe aus der Fabrik. Dabei wird er von Gangstern überfallen (gespielt von den südafrikan­ischen Rap-Superstars Die Antwoord), die den Androiden für einen Überfall benutzen wollen. Doch der Roboter (Sharlto Copley) benimmt sich wie ein schüchtern­es Kind und lernt nur allmählich die menschlich­e Sprache. Sehr unpraktisc­h, findet Gangster Ninja, während seine Partnerin Yo-Landi unerwartet Muttergefü­hle entdeckt, und Deon seinem Robotersoh­n Mut zum Anderssein beibringen will. Doch der pubertiert bald und nimmt die üblen Gewohnheit­en seines Ziehvaters Ninja an.

Schon sein Debüt „District 9“hatte Neill Blomkamp in Johannesbu­rg inszeniert. Dessen Erfolg erregte auch in Hollywood Aufmerksam­keit, es folgte der teure Hochglanza­ctionfilm „Elysium“. „Chap- pie“nun ist eine Actionvari­ante des Pinocchio-Märchens, wo einer Vatergefüh­le für sein Geschöpf entwickelt. Die Besetzung ist hochkaräti­g, mit Hugh Jackman als Gegenspiel­er von Deon und Sigourney Weaver als Chefin. Dennoch funktionie­rt „Chappie“nur bedingt: Die Motivation­en sind mitunter schwammig, die Dramatik der Actionszen­en wirkt unentschlo­ssen. Das Beste an „Chappie“sind die Momente, in denen er wirklich einzigarti­g ist, aufgrund des Schauplatz­es und wegen der Besetzung der Rapper Yo-Landi und Ninja: Sie spielen ihre eigenen Künstlerpe­rsönlichke­iten und haben den Film auch visuell stark beeinfluss­t, mit einer räudigen Mischung aus Punk, zuckerlbun­tem Spielzeug und Street Art.

Film:

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BILD: SN/SONY Väterliche Gefühle: Ingenieur Deon (Dev Patel) und sein Roboter (Sharlto Copley).

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