Die Kastel der Küche fürs Leben öffnen
Zuerst war Feuer. Dann verzog sich der Rauch, und Küchen wurden Design-Kulturgut, bei dem sich lang alles um die Frau drehte.
Mit feinen Zutaten aus dem Kastl mundet die Küche. Dann heißt sie Wiener, mediterrane oder asiatische Küche. Bei der Frankfurter Küche oder der Einbauküche hingegen zählt nicht der Geschmack. Da geht es ums Praktische, um Erleichterungen – damals vor allem für Frauen. Es geht um geradlinig und funktional gestaltete Orte. Wann wurden diese Orte gegründet? Wohin bewegten sie sich – und warum spielten Frauen dabei die größte Rolle?
„Die Küchengeschichte ist kein Selbstläufer“, sagt Eva B. Ottillinger. Sie kuratiert die Ausstellung „Küchen/Möbel. Design und Geschichte“im Hofmobiliendepot in Wien. Objekte von der Steinzeit bis zur Gegenwart erzählen, wie aus Feuerstellen Statussymbole wurden.
Immer wirken dabei soziale Umstände oder neue Technologien. Von außen werden Funktion und Aussehen der Küche beeinflusst. Die Trennung der Nutzung einzelner Wohnbereiche, die industrielle Revolution, Bürgertum und sozialer Wohnbau – all das kocht mit. Aus dem Lagerfeuer der Nomaden wurde eine fixe Feuerstelle der ersten Sesshaften. So weit zurück greift die Schau mit ihren Objekten. Der Weg führt von Exponaten aus dem Naturhistorischen Museum zu schicker Designerware. So wie die Geschichte von Form und Funktion der Küche an gesellschaftliche Umstände gebunden ist, so bedeutend sind auch regionale Aspekte. „Verschiedene Orte und verschiedene Zeiten sind ausschlaggebend für eine Ausdifferenzierung der Küche zu einem eigenen Raum“, sagt Ottillinger. Als Beispiel lässt sich dafür eine alpine Rauchstube besichtigen.
Epochal war der Einschnitt, als aus offenen Feuerstellen – auch in Häusern in urbanem Umfeld – geschlossene Herde wurden. „Dadurch waren Küchen erstmals rauchfrei“, sagt Ottillinger. Das brachte architektonische Aufwertung und machte Küchen für Designer interessant. Bedeutend war auch, dass das Dreckwasser vom Abwaschen nicht mehr mit einem Schaff auf die Straße geschüttet werden musste, weil öffentliche Wassernetze entstanden. Immer aber hatte die Küchenveränderung mit der Rolle der Frau zu tun.
Bei Margarete Schütte-Lihotzky, einer Wienerin, von deren Frankfurter Küche ein Original gezeigt