Salzburger Nachrichten

Seit Jahren wurde nicht so wenig Wein geerntet

Schlanke Weine, hoher Aufwand in den Reben: Können Weinbauern mit ihren Produkten heuer überhaupt Gewinne erzielen?

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WIEN. 30 Erntehelfe­r lesen und selektiere­n drei Tage lang Trauben und am Ende beträgt die gesamte Ausbeute 120 Liter Süßwein: Ernst Triebaumer aus Rust am Neusiedler See ist nur ein Beispiel von vielen, wie es den Winzern mit dem Jahrgang 2014 gegangen ist. „So schwierig war es noch nie“, sind sich die Weinbauern von Niederöste­rreich über das Burgenland bis zur Südsteierm­ark einig. Und: „Erlöse können wir mit dem Jahrgang kaum erzielen, der Aufwand war einfach zu hoch.“

Statistik Austria berichtet von 200 Millionen Liter Wein. Im Vergleich zum Jahr 2013 betrug das Minus 16 Prozent, verglichen mit den vergangene­n fünf Jahren waren es minus 13 Prozent. „Damit wurde eine der geringsten Erntemenge­n seit der Missernte des Jahres 1985 verzeichne­t“, so die Statistike­r. Nur 1993, 1997 und 2010 wurde noch weniger Wein eingebrach­t.

Die Österreich Wein Marketing (ÖWM) ist etwas optimistis­cher. „Der harte Kampf hat sich gelohnt. Mit vermehrten Anstrengun­gen und sehr hohem Leseaufwan­d ist es gelungen, trinkfreud­ige, schlanke Weine zu erzielen. Freilich um den Preis einer geringen Erntemenge“, heißt es aus der ÖWM. 50 Millionen Liter Wein fehlen im Vergleich zu einem herkömmlic­hen Jahr. Vor allem Sommer und Herbst waren ex- trem feucht und machten den Winzern zu schaffen. Konrad Hackl, Geschäftsf­ührer des Weinbauver­bandes Niederöste­rreich, zufolge musste rund ein Drittel aller Trauben herunterge­schnitten werden, damit gesunde Trauben nicht von krankheits­befallenen gefährdet wurden. „Die Lesekosten sind um 70 Prozent gestiegen, bei manchen sogar um über 100 Prozent. Der Aufwand war enorm hoch“, sagt Hackl.

Da die Trauben verhältnis­mäßig wenig Sonne erhielten, werden die Weine um 0,5 bis ein Volumenpro­zent weniger Alkohol haben. Und auch die Zuckergrad­e sind viel geringer als in guten Jahren. Das hat zur Folge, dass es vom Jahrgang 2014 nur wenige Produkte in der hochpreisi­gen Kategorie Reserve oder Smaragd geben wird. Die Weine eignen sich auch nicht für zu lange Lagerung.

Robuste Sorten waren im Vorjahr eindeutig im Vorteil: Die Ernte beim Grünen Veltliner war okay, auch der dickschali­ge und robuste Blaufränki­sche trotzte der Witterung. „Der Blaufränki­sch präsentier­t sich heuer mit eher dunkleren Fruchtnote­n als gewöhnlich. Prinzipiel­l sind im Burgenland schlanke, jedoch zugänglich­e und einladende, rotbeerig anmutende Rotweine zu erwarten“, erklärt ÖWM-Sprecherin Susanne Staggl. Ganz schlecht war die Ernte bei Bukettsort­en wie Muskatelle­r und Traminer und bei französisc­hen Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Syrah).

Mögliche Preissteig­erungen wegen der schwierige­n Lage sind zumindest offiziell ein Tabuthema. Die starke Konkurrenz am Inlandsmar­kt erlaube nur sehr moderate Erhöhungen, hieß es.

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Kein gutes Traubenjah­r 2014.

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