Ebola ist noch nicht besiegt
In der Ebola-Region in Westafrika geht die Zahl der Neuansteckungen zurück, bei null ist sie aber noch nicht. Von Normalität sind die betroffenen Länder derzeit weit entfernt.
Ebola ist aus den Schlagzeilen verschwunden, nicht aber aus dem Leben der Menschen in jenen drei Ländern, die am stärksten von der Krankheit betroffen sind. In Sierra Leone, Guinea und Liberia gab es laut dem jüngsten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuletzt 99 neue Ansteckungen in einer Woche. In Summe sind seit dem Ebola-Ausbruch allein in diesen drei Ländern 23.500 Menschen positiv getestet worden. 9500 Menschen starben an Ebola.
Zwar sei die Situation heute nicht mehr dramatisch, man könne aber keineswegs zur Normalität übergehen, sagte ein EU-Mitarbeiter diese Woche in Brüssel. Mehr als 600 Teilnehmer haben sich dort gestern, Dienstag, zu einer internationalen Ebola-Konferenz getroffen. Sie stand unter dem Titel „Von der Nothilfe zum Wiederaufbau“.
Angesichts der Neuansteckungen bestimmte die Nothilfe freilich noch immer die Diskussion. „Wir müssen sicherstellen, dass wir jeden einzelnen Fall behandeln können“, sagte Christos Stylianides, EU-Kommissar und Ebola-Koordi- nator. Die meisten Ansteckungen treten derzeit in ländlichen Gebieten auf, wo die medizinische Versorgung in der Regel schlechter ist. Aus Guinea berichtet die WHO zudem, dass der Kontakt des medizinischen Personals zur Bevölkerung schwierig sei, der Weg der Ansteckung könne oft kaum rückverfolgt werden. Zudem fanden zuletzt in einer Woche 19 Begräbnisse statt, bei denen die Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten wurden.
Auch wenn die Zahl der Neuinfektionen stark gesunken sei, sei es daher extrem schwierig, auf null zu kommen, sagen EU-Experten. Dass es gelingen kann, haben die Länder Mali, Nigeria und der Senegal bewiesen, in denen es auch Ebola-Fälle gab. Bis das auch in Sierra Leone, Guinea und Liberia der Fall ist, will die internationale Gemeinschaft weiter helfen, so das Bekenntnis bei der Ebola-Konferenz. Hilfsgelder, medizinische Teams und Labors für die ländlichen Gebiete sollen weiterhin zur Verfügung gestellt werden, bekräftigte Stylianides.
Wenn es keine Neuansteckungen mehr gibt, kann alle Anstrengung in den dringend notwendigen Wiederaufbau in den drei Ländern fließen. Die Epidemie hat die ohnehin schwachen Gesundheitssysteme von Guinea, Sierra Leone und Liberia weiter belastet. Während der Ebola-Krise wurde auch die Prävention und Behandlung von anderen Bedrohungen wie HIV vernachlässigt. Zudem kamen die Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben beinahe zum Erliegen, auch der geregelte Schulbetrieb muss langsam wiederaufgenommen werden.
Die drei hauptsächlich betroffenen Länder wollen nun regional stärker zusammenarbeiten, auch beim Wiederaufbau der Wirtschaft. Unterstützung erhoffen sie von der internationalen Gemeinschaft. „Wir werden alle Hilfe brauchen, die wir kriegen können“, appellierte Guineas Präsident Alpha Condé in Brüssel an internationale Partner.