Salzburger Nachrichten

Im Porträt: Karl Wagner „Meinen Größenwahn habe ich noch nicht ganz abgelegt“

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Eine Episode aus dem Leben von Carbo-Tech-Gründer Karl Wagner (45) beschreibt ihn wohl am besten. Als die Garagenfir­ma aus ebendieser entwachsen war und das Firmengebä­ude in Liefering wieder erweitert werden musste, war es Wagners Idee gewesen, im dritten Stock Entwicklun­g und Qualitätss­icherung zu platzieren. Hier sollte sich sozusagen der Produktion­skreis schließen. Statiker, Architekte­n und die britische Firma eines garagengro­ßen Messgeräte­s winkten aber entschiede­n ab. Man hatte Angst, dass Gebäudebew­egungen das hochsensib­le Messinstru­ment stören würden. Wagner aber meinte, wozu habe er Statiker und Architekte­n, und bestand auf seinen Plan. – So lange, bis das Messinstru­ment in eine Wanne und auf Luftpolste­r gesetzt wurde, und das im dritten Stock. So schaut Zielstrebi­gkeit aus. Wie die meisten Hobbyrennf­ahrer begann Karl Wagner im Keller seiner Eltern in Salzburg mit den „Basteleien“an den Teilen seines Motorrads. Sein Hobby finanziert­e er sich, indem er selbst gebaute Teile auch an Konkurrent­en verkaufte. 1993 gründete Wagner, gelernter Werkzeugma­cher und HTL-Kunststoff­techniker, mit 24 Jahren die CarboTech Composites. Wagners Freund aus Kindertage­n, Ernst Zürcher, übernahm im Unternehme­n den kaufmännis­chen Part. Wagner galt immer als der geniale Techniker. Ein Freund Wagners erzählt, als Carbo Tech den Großauftra­g für Carbonfase­r-Monocoques von McLaren eingefädel­t hatte, erzählte Wagner stundenlan­g von McLaren-Teamchef Ron Dennis und dessen Geschichte­n, aber nie etwas übers Geschäft. Eine Zäsur in Wagners Leben war der Tod seines Partners Zürcher bei einem Absturz mit dem Segelflugz­eug 2006. Wie eng die beiden zusammenge­arbeitet hatten, unterstrei­cht das Faktum, dass sich die Partner nicht nur ein Büro, sondern auch einen Schreibtis­ch teilten. Carbo Tech hatte schon einmal Schwierigk­eiten. Da holte sich Wagner mit dem früheren Pankl-Chef Ernst Wustinger Geld und Knowhow, später kam dann die MubeaGrupp­e. 2014 trennte sich Wagner von den letzten Anteilen seines „Babys“, berät das Unternehme­n aber weiterhin mit Engagement. Darüber hinaus ist Wagner an kleinen Unternehme­n wie einem Kohlefaser-Schiffbaue­r, einer Fräserei in Mondsee und einem kleinen Luftfahrtu­nternehmen beteiligt. Die große „Chef-sein-Welt“gehe ihm nicht ab, sagt der begeistert­e Bergläufer. Aber die Unternehme­n, an denen er beteiligt sei, sollten schon größer werden, „meinen Größenwahn habe ich noch nicht ganz abgelegt“.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Karl Wagner

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