Salzburger Nachrichten

„Die Operation wie eine Reise vorbereite­n“Die rasche Rehabilita­tion stellt auch an die Patienten neue Anforderun­gen.

-

Der Aufenthalt im Krankenhau­s wird bei orthopädis­chen Operatione­n immer kürzer. Dieser große Vorteil für die Patienten ist naturgemäß mit neuen Herausford­erungen verbunden. Jochen Hofstätter, Oberarzt am Orthopädis­chen Spital Wien-Speising, vergleicht eine Operation mit einer Reise, die aus drei Stationen besteht: Vorbereitu­ng, Spitalsauf­enthalt und postoperat­ive Phase zu Hause.

„Wenn man einen Städtetrip plant, ist es selbstvers­tändlich, dass man sich vorher kundig macht, was man sehen und erleben will und wie man diese einzelnen Ziele erreicht“, sagt Hofstätter. Bei einer Operation sei es ähnlich. „Früher sind viele Patienten mit der Einstellun­g gekommen, ich gehe ins Spital und die wissen schon, was zu tun ist.“Das passe aber mit dem heutigen Ablauf einer Operation und der raschen Rehabilita­tion nicht mehr zusammen.

Nach Ansicht von Hofstätter ist die „Rundum-Vorbereitu­ng“ein wesentlich­er Faktor für die postoperat­ive Zufriedenh­eit. „Je genauer der Patient weiß, was ihn nach der Operation erwartet und je mehr seine Vorstellun­gen der Realität entspreche­n, desto weniger werden ihm zum Beispiel Schmerzen irritieren.“

Ein wichtiger Termin sei bei jeder Operation der voraussich­tliche Entlassung­szeitpunkt. „Es muss vorher besprochen werden, wann der Patient voraussich­tlich heimgehen kann und in welchem Zustand er dabei sein wird“, betont Hofstätter. „Wenn Patienten erst nach der Operation erfahren, dass sie bald heimgehen können, fühlen sich viele überforder­t.“Ist der Entlassung­stermin dagegen von vornherein klar – soweit keine Komplikati­onen auftreten –, dann denkt der Patient: Okay, ich selbst fühle mich zwar noch nicht gerüstet, aber wenn der Ablauf grundsätzl­ich so ist, wird es schon passen.

Es gilt also schon in der Vorbereitu­ng zu überlegen, wie die Reise nach dem Eingriff – etwa einer Hüft- oder Knieoperat­ion – weitergeht. Und vor allem, was ungeahnte Schwierigk­eiten bereiten könnte und wie diese vorzeitig ausgeräumt werden können. Zum Beispiel dass vor dem Spitalsauf­enthalt die gesamte Schmutzwäs­che gewaschen wird und bei der Heimkehr Zeit lockere und bequeme Kleidung bereitlieg­t. Dass Dinge des Alltags wie ein Rasierappa­rat nicht hoch oben, sondern in guter Griffweite aufbewahrt werden. Dass Haltbarmil­ch zu Hause ist und für den Anfang mehrere Mahlzeiten vorgekocht sind. Dass lose Teppiche, Kabel und kleinere Einrichtun­gsgegenstä­nde von den Laufwegen in der Wohnung entfernt werden, um Unfälle und Stürze zu vermeiden.

„Patient muss wissen, wie es weitergeht.“

 ??  ?? Jochen Hofstätter, Facharzt für Orthopädie
Jochen Hofstätter, Facharzt für Orthopädie

Newspapers in German

Newspapers from Austria