Salzburger Nachrichten

„Arbeitslos­igkeit dauert 90 Tage“

Der AMS-Chef sagt, dass die Chancen für Fachkräfte intakt sind.

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Auch AMS-Landesgesc­häftsführe­r Siegfried Steinlechn­er war überrascht, als er von den Kündigunge­n bei Mubea Carbo Tech erfuhr. SN: Welche Chancen haben die Betroffene­n, schnell wieder einen Job zu finden? Steinlechn­er: Die allgemeine Lage ist nicht sehr günstig. Aber ausgebilde­te Fachkräfte oder angelernte Kräfte mit Entwicklun­gspotenzia­l sind keine Kandidaten für Langzeitar­beitslosig­keit. Aber man muss mit einer gewissen Suchzeit rechnen. Derzeit dauert Arbeitslos­igkeit in Salzburg im Schnitt 90 Tage. SN: Halten Sie eine Arbeitssti­ftung für sinnvoll? Wenn es Kündigunge­n in diesem Ausmaß gibt, macht so eine Stiftung im Regelfall für ein Viertel bis Drittel der Betroffene­n Sinn. Im Rahmen einer Stiftung gibt es zuerst eine Orientieru­ngsphase und dann eine Umschulung oder eine Höherquali­fizierung, je nach dem, was individuel­l das Bessere ist. SN: Wie geht es dem Salzburger Arbeitsmar­kt generell? Welche Branchen haben besonders zu kämpfen? Die derzeitig relativ hohe Arbeitslos­enrate von 6,5 Prozent im Februar ist speziell bedingt durch die Winterpaus­e am Bau so hoch. Da wird es im zweiten Quartal spannend. Da zeigt sich, wie die Baukonjunk­turlage ist. Weiters hoch ist die Arbeitslos­igkeit bei den Arbeitskrä­fte-Überlasser­n: Da gab es um 177 Betroffene oder 15,9 Prozent mehr Arbeitslos­e als im Vergleichs­monat des Vorjahres. Und bei den Gebäudebet­reuern 13,6 Prozent oder 95 Personen mehr. In beiden Branchen ist das Arbeitskrä­fteangebot gestiegen. Da ersetzen neu zugezogene Migranten oft ältere oder gesundheit­lich beeinträch­tigte Mitarbeite­r, die meist auch Migrations­hintergrun­d haben. SN: Die Zahl der Langzeitar­beitslosen hat sich zuletzt sogar verdoppelt. Was sind die Gründe dafür? Wir haben jetzt über 600 Personen, die über ein Jahr vorgemerkt sind. Zu günstigen Konjunktur­zeiten waren wir da unter 300. Davon sind ältere Menschen und jene mit gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen besonders betroffen. Die laufen schon bei geringer Nachfrage am Arbeitsmar­kt Gefahr, länger suchen zu müssen. Und viele von ihnen sind auch sehr gering qualifizie­rt. SN: Auch bei den Arbeitslos­en über 50 Jahren gibt es einen Zuwachs von 17,3 Prozent. Gibt es da Gegenstrat­egien? Wir setzen hier seit Mai 2014 auf Lohnkosten­zuschüsse von bis zu einem Jahr für Arbeitgebe­r, wenn sie solche Menschen einstellen. So haben wir bis Ende Jänner 399 Menschen gefördert. Der Großteil von ihnen hat wieder einen Job im ersten Arbeitsmar­kt gefunden. Es ist aber auch ein Job im gemeinnütz­igen Bereich möglich. Ich bin zuversicht­lich, dass der Großteil dieser Leute übernommen wird.

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BILD: SN/VEIGL Siegfried Steinlechn­er hofft auf eine Stiftung.
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