Eine Pleite, die sich abgezeichnet hat
Die Überprüfung der Neuen Mittelschule zeigt eines: Wie falsch Schulpolitik in Österreich läuft. Doch wer trägt die Konsequenzen?
Bei jedem Schulversuch, der bei der Überprüfung durchfällt, wäre klar: Er wird nicht ins Regelschulwesen übernommen, sondern gestoppt, um Geld und Ressourcen nicht zu verschwenden.
Die Neue Mittelschule ist bei der Evaluierung durchgefallen. Weder bringt die teure Umwandlung aller Hauptschulen in NMS bessere Schüler hervor noch mehr Chancen für Kinder, die von ihren Eltern nicht gefördert werden. Teils liefert die NMS sogar schlechtere Ergebnisse als die alte Hauptschule.
Doch die Neue Mittelschule ist längst kein Schulversuch mehr. Vor drei Jahren begann der Umbau aller Hauptschulen, bald ist er abgeschlossen. Der damaligen roten Unterrichtsministerin Claudia Schmied konnte es nicht schnell genug gehen: Statt abzuwarten, ob die neue Schulform überhaupt bringt, was die Ministerin versprach („Mit der NMS ist Österreich unterwegs zum Spitzenfeld in Sachen Schulbildung“), kam eine Propagandamaschinerie ins Laufen, die alle Kritiker als vorgestrig abstempelte. Und die ÖVP machte mit. Fazit: Das Ziel wurde unter Einsatz von rund 300 Millionen Euro Steuergeld verfehlt.
Ein absehbarer Super-GAU, für den niemand die Verantwortung überneh- men wird. Denn von Anfang an war klar, dass die Vorzeichen für das rote Prestigeprojekt verkehrt waren: Die NMS war nie eine Gesamtschule, konnte keine sein. Sie ersetzt nicht alle Mittelschulen, sondern steht in Konkurrenz zum Gymnasium. Folglich wurden zwar die Türschilder an den Hauptschulen ausgewechselt, aber an der Zusammensetzung der Schüler änderte sich nichts. Und zugleich passiert schleichend das, was die SPÖ unbedingt verhindern will: Die öffentliche Schule wurde diskreditiert, Privatschulen boomen.
Die Schulpolitik läuft seit Langem in die falsche Richtung. Wir führen eine ideologische Debatte darüber, ob alle Zehn- bis 14-Jährigen in einer gemeinsamen Schule sitzen sollen, statt den Fokus auf die beste Förderung in Kindergarten und Volksschule zu richten – dorthin, wo am ehesten die Weichen gestellt werden. Jeder Euro, der da fließt, kommt doppelt und dreifach zurück. Das sorgt für mehr Chancengleichheit, das fördert Bildungsgerechtigkeit – egal welche Schule ein Kind später besucht.