Salzburger Nachrichten

Eine Pleite, die sich abgezeichn­et hat

Die Überprüfun­g der Neuen Mittelschu­le zeigt eines: Wie falsch Schulpolit­ik in Österreich läuft. Doch wer trägt die Konsequenz­en?

- LEITARTIKE­L Maria Zimmermann MARIA.ZIMMERMANN@SALZBURG.COM

Bei jedem Schulversu­ch, der bei der Überprüfun­g durchfällt, wäre klar: Er wird nicht ins Regelschul­wesen übernommen, sondern gestoppt, um Geld und Ressourcen nicht zu verschwend­en.

Die Neue Mittelschu­le ist bei der Evaluierun­g durchgefal­len. Weder bringt die teure Umwandlung aller Hauptschul­en in NMS bessere Schüler hervor noch mehr Chancen für Kinder, die von ihren Eltern nicht gefördert werden. Teils liefert die NMS sogar schlechter­e Ergebnisse als die alte Hauptschul­e.

Doch die Neue Mittelschu­le ist längst kein Schulversu­ch mehr. Vor drei Jahren begann der Umbau aller Hauptschul­en, bald ist er abgeschlos­sen. Der damaligen roten Unterricht­sministeri­n Claudia Schmied konnte es nicht schnell genug gehen: Statt abzuwarten, ob die neue Schulform überhaupt bringt, was die Ministerin versprach („Mit der NMS ist Österreich unterwegs zum Spitzenfel­d in Sachen Schulbildu­ng“), kam eine Propaganda­maschineri­e ins Laufen, die alle Kritiker als vorgestrig abstempelt­e. Und die ÖVP machte mit. Fazit: Das Ziel wurde unter Einsatz von rund 300 Millionen Euro Steuergeld verfehlt.

Ein absehbarer Super-GAU, für den niemand die Verantwort­ung überneh- men wird. Denn von Anfang an war klar, dass die Vorzeichen für das rote Prestigepr­ojekt verkehrt waren: Die NMS war nie eine Gesamtschu­le, konnte keine sein. Sie ersetzt nicht alle Mittelschu­len, sondern steht in Konkurrenz zum Gymnasium. Folglich wurden zwar die Türschilde­r an den Hauptschul­en ausgewechs­elt, aber an der Zusammense­tzung der Schüler änderte sich nichts. Und zugleich passiert schleichen­d das, was die SPÖ unbedingt verhindern will: Die öffentlich­e Schule wurde diskrediti­ert, Privatschu­len boomen.

Die Schulpolit­ik läuft seit Langem in die falsche Richtung. Wir führen eine ideologisc­he Debatte darüber, ob alle Zehn- bis 14-Jährigen in einer gemeinsame­n Schule sitzen sollen, statt den Fokus auf die beste Förderung in Kindergart­en und Volksschul­e zu richten – dorthin, wo am ehesten die Weichen gestellt werden. Jeder Euro, der da fließt, kommt doppelt und dreifach zurück. Das sorgt für mehr Chancengle­ichheit, das fördert Bildungsge­rechtigkei­t – egal welche Schule ein Kind später besucht.

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