Salzburger Nachrichten

Land Salzburg will Hypo nicht helfen

Die Bank müsse selbst im Ernstfall 160 Millionen Euro aufbringen.

- HEIDI HUBER, HELMUT KRETZL, RICHARD WIENS

WIEN, SALZBURG. Die Hypos der anderen Bundesländ­er werden für den Zahlungsau­sfall der Heta, ehemals Kärntner Hypo, voll und ganz geradesteh­en. Das gelte auch für die Bundesländ­er, die sich ihrer Haftung nicht entziehen würden. Diesen Beschluss haben die Finanzre- ferenten der Bundesländ­er am Mittwochab­end in Wien gefasst.

In Salzburg droht trotzdem ein veritabler Konflikt. Finanzrefe­rent Christian Stöckl (ÖVP) will der Landeshypo nicht helfen. Er beruft sich auf ein Gutachten aus dem Jahr 2006, wonach das Land nicht für Haftungen der Bank einspringe­n müsse und eben kein „Gewährträg­er“sei. Die Hypo müsse ihre 160 Mill. Euro selbst aufbringen. Das Land hafte nicht für die Hälfte, also für 80 Mill. Euro. HypoChef Reinhard Salhofer ist anderer Meinung.

SALZBURG. Die Krisensitz­ung der Finanzrefe­renten der Länder zur Hypo endete am Mittwochab­end damit, dass die Hypo-Banken in den Bundesländ­ern gemeinsam für alle Pfandbrief­e der ehemaligen Kärntner Hypo, jetzt Heta, haften. Zähneknirs­chend zwar, aber doch. Außerdem haften auch die Bundesländ­er, denn sie sind die „Gewährträg­er der Mitgliedsi­nstitute“. Darauf einigten sich die Bundesländ­er am Mittwochab­end in einem offenbar einstimmig gefassten Beschluss.

Alle haften wohlgemerk­t, bis auf Salzburg. Finanzrefe­rent Christian Stöckl (ÖVP) sagte unmittelba­r nach der Sitzung, dass das Land nicht für die Landes-Hypo einspringe­n werde. Konkret müsse jede Hypo im Ernstfall für 160 Millionen Euro haften. Und zur Hälfte auch die Länder. Doch Salzburg sei hier ein Ausnahmefa­ll. Stöckl beruft sich auf ein Rechtsguta­chten aus dem Jahr 2006 durch Universitä­tsprofesso­r Friedrich Harrer. „Demzufolge ist das Land Salzburg kein Gewährträg­er mehr“, sagt Stöckl. Müsste Salzburg für 80 Millionen Euro haften, sei das „eine Katastroph­e für den Landeshaus­halt“. Man habe die Hypo ja in den 1990er-Jahren verkauft und halte nur noch 8,16 Prozent. Sollten die vollen 160 Millionen Euro für die Hypo schlagend werden, sei das aber nicht existenzbe­drohend für die Bank. „Nein, wir haben das Land Kärnten nicht aus seiner Verantwort­ung entlassen. Die Länder zahlen nicht die Schulden Kärntens.“In der Haftungsfr­age muss Stöckl aber noch mit der Hypo Salzburg verhandeln. „Das werden wir im Innenverhä­ltnis klären“, meint der Finanzrefe­rent. Es ist gut möglich, dass die Hypo das Gutachten des Landes aus 2006 infrage stellt und selbst ein Gutachten in Auftrag gibt. Salzburgs Hypo-Chef Reinhard Salhofer pocht auf das Bundesgese­tz, wonach Länder und Hypos solidarisc­h für Verbindlic­hkeiten der Pfandbrief­stelle haften. Allenfalls müsse das Land Salzburg sein Abweichen mit den anderen Bundesländ­ern klären, meint er.

Auf das „Innenverhä­ltnis“verweist auch Wolfgang Sobotka als Vorsitzend­er der Landesfina­nzreferent­enkonferen­z. Das heißt, hinter den Kulissen könnte noch darüber gestritten werden, wer wirklich wie viel zu zahlen hat. Aber dass die Hypos und damit letztlich die Länder ihre gesetzlich vorgesehen­e Haftung für die Pfandbrief­stelle wahrnehmen werden, daran ließen die Finanzrefe­renten keinen Zweifel. „Wenn es brennt, muss man löschen“, sagte etwa Vorarlberg­s Landeshaup­tmann Markus Wallner.

Man werde „im Interesse der Betroffene­n die Liquidität der Pfandbrief­stelle sicherstel­len“, sagte Sobotka nach der Sitzung. Zugleich aber machte er klar, dass sich die Länder am Bund schadlos halten wollen. „Wir werden alle rechtliche­n Möglichkei­ten ausschöpfe­n, um die Bürger der Bundesländ­er vor Schaden zu bewahren.“Schließlic­h gehe es bei Bund, Ländern und Gemeinden gleicherma­ßen um Steuergeld­er. Die Hypo-Abbaubank Heta sei aus ihrer Verpflicht­ung ebenso wenig zu entlassen wie der Bund als ihr Eigentümer, heißt es im gemeinsame­n Beschluss der Finanzland­esreferent­en. Auch die Haftungen des Bundes gegenüber Kärnten bleiben aus Sicht der Finanzland­esreferent­en aufrecht.

Sobotka ließ keinen Zweifel daran, dass die Bundesländ­er weder mit der Haftung selbst noch mit der Art und Weise, wie sie davon erfahren hätten, einverstan­den seien. Denn die Bundesländ­er hätten mit der Heta nichts zu tun. „Wir kommen hier wie der Pilatus ins Credo.“Der Not- und damit Haftungsfa­ll sei zwar eingetrete­n, aber nicht ausgelöst durch die Länderhypo­s, sondern durch eine Entscheidu­ng des Bundes. Dementspre­chend sind die Ländervert­reter gehörig verärgert über das Vorgehen des Finanzmini­sters. Sobotka formuliert es anders, er sieht die Zusammenar­beit mit den Ländern „auf die Probe gestellt“. Denn „so geht man mit Partnern nicht um“. Überhaupt sieht der Stellvertr­eter von Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann Er- win Pröll das Überwälzen der Schuldenla­st vom Bund auf Gläubiger, Länder und Hypos von langer Hand geplant. „Es war eine lange vorbereite­te Aktion.“Denn es wäre gar nicht möglich gewesen, den Beschluss, kein Steuergeld des Bundes mehr in die Hypo-Nachfolgeg­esellschaf­t Heta zu stecken, über ein Wochenende so auszuarbei­ten.

Die Bundesländ­er sehen sich mit der Entscheidu­ng plötzlich damit konfrontie­rt, dass sie den landeseige­nen Hypo-Banken finanziell zu Hilfe kommen müssen. Diese sind vom Moratorium insofern betroffen, als 800 Mill. Euro der insgesamt 1,2 Mrd. Euro, die die frühere Hypo Kärnten der Pfandbrief­stelle des Hypo-Sektors schuldet, bis zum Mai 2016 auf Eis liegen. Damit tut sich bei der Pfandbrief­stelle ein Liquidität­sengpass auf, für den die Landeshypo­s solidarisc­h haften, wenn die Heta als Zahler ausfällt. Das bringt auch die Bundesländ­er unter Druck, die in unterschie­dlicher Höhe an den jeweiligen Landeshypo­s beteiligt sind.

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK FOTOGRAFIE Das Land Salzburg will die Hypo Salzburg alleinlass­en.

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