Zeitungskrieg tobt in Israel
Ein Medienunternehmer wirbt mit dem „Bibi-Blatt“für Regierungschef Benjamin Netanjahu, ein anderer will diesen mit publizistischen Mitteln zu Fall bringen.
Der verbissene Wahlkampf in Israel vor der Parlamentswahl Mitte März ist zugleich Bühne für eine publizistische Kraftprobe zweier Medienmagnaten. Der eine ist der größte Förderer von Regierungschef Benjamin Netanjahu, der andere gilt als hartnäckiger Gegner des Ministerpräsidenten.
In der rechten Ringecke findet sich der jüdisch-amerikanische Milliardär Sheldon Adelson. Er unterstützt Netanjahu seit 2007 mittels der Gratiszeitung „Israel Heute“, die vor dem Urnengang am 17. März stark für dessen Wiederwahl trommelt. Der 81-jährige Casinomogul aus Las Vegas mit einem Vermögen von mehr als 30 Milliarden Dollar ist auch einer der Hauptspender für Wahlkämpfe der Republikaner in den USA. Wochentags ist das Gratisblatt inzwischen die meistgelesene Zeitung im Land und hat damit einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung.
In der anderen Ringecke postiert sich Arnon Moses, 61 Jahre alt, ein israelischer Medienzar, dem die meistverkaufte Tageszeitung „Yedioth Ahronot“und das verbundene Onlineportal „Ynet“gehören. Er will eine vierte Amtszeit des derzeitigen Regierungschefs unbedingt verhindern.
Seit die Gratiszeitung „Israel Heute“allmorgendlich massiv an Kreuzungen, Haltestellen und Einkaufszentren verteilt wird, hat die Zeitung von Moses ihre jahrelange Führungsstellung in der Presselandschaft verloren. Während 39,3% der Zeitungsleser angeben, dass sie regelmäßig „Israel Heute“zur Hand nehmen, dient 34,9% die „Yedioth Ahronot“als bevorzugte Lektüre, wie eine Erhebung ergab.
„Zwischen den beiden Magnaten gibt es einen regelrechten Machtkampf, der sich auf wirtschaftlichem und politischem Feld abspielt“, erklärt dazu Amit Lavie-Di- nur, Kommunikationswissenschafter in Herzliya. Dieser habe sich zugespitzt, seit die „Yedioth Ahronot“in den vergangenen Jahren eine sehr kritische Haltung zu Netanjahu bezogen habe.
Der Premier hatte zuletzt selbst heftig in der Auseinandersetzung der beiden Pressehäuser mitgemischt, indem er Arnon Moses bezichtigte, er sei „das Hirn“hinter einer „Verleumdungskampagne“gegen seine Frau Sara. Damit bezog er sich auf Enthüllungen diverser Medien in Israel über den Lebensstil seiner Ehefrau und ihren Umgang mit öffentlichen Geldmitteln.
„Die Ziele dieses Geschäftsmannes, dessen langer Arm in die Medien reicht, sind, die von mir geführte Likud-Regierung zu Fall zu bringen, das Ende von ,Israel Heute‘ herbeizuführen und die Kontrolle der ,Yedioth Ahronot‘ im Printsektor wiederherzustellen“, schrieb Netanjahu Mitte Februar im Sozialnetz- werk Facebook. Der Einfluss von Verleger Moses war schon im November im Parlament zu spüren, als dort gegen erbitterten Widerstand der Likud-Fraktion eine Gesetzesinitiative eingebracht wurde, die eine Gratisverteilung der „Israel Heute“künftig unterbinden würde. Das „Bibi-Blatt“, wie es in Anlehnung an Netanjahus Spitznamen genannt wird, beschuldigte Moses, hinter dem Entwurf zu stehen.
Die Abstimmung darüber im Parlament brachte den Premier so auf die Palme, dass viele Beobachter einen Einfluss auf seine Entscheidung sehen, Anfang Dezember eine Regierungskrise herbeizuführen und vorgezogene Neuwahlen zu provozieren. Ein Knesset-Korrespondent schrieb sogar, dass Netanjahu dem Land unnötige Wahlen aufgezwungen habe, „nur um die Zeitung zu retten“.