Salzburger Nachrichten

Opposition nimmt in Causa Aliyev Justizmini­ster ins Visier

Der Tod des kasachisch­en Ex-Botschafte­rs im Gefängnis wirft viele Fragen auf. Die betreffen auch Minister Wolfgang Brandstett­er. Kommt es deshalb zu einem U-Ausschuss?

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WIEN. Neben zahlreiche­n Anwälten und Ermittlern beschäftig­t der Fall des verstorben­en Ex-Diplomaten Rakhat Aliyev nun auch das Parlament. Nachdem Aliyev vergangene Woche tot in seiner Gefängnisz­elle gefunden wurde, nimmt Grünen-Politiker Peter Pilz den Fall zum Anlass, um eine parlamenta­rische Anfrage an Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er (ÖVP) zu stellen.

„Mir geht es nicht um die Todesumstä­nde, das müssen die Behörden klären“, sagt Pilz. Vielmehr sei er an den geschäftli­chen Beziehunge­n zwischen Brandstett­er und Aliyev interessie­rt. Denn wie bereits berichtet, war Brandstett­er vor seiner Zeit als Justizmini­ster der Anwalt von Aliyev. Er vertrat den Kasachen in zwei Auslieferu­ngsanfrage­n in den Jahren 2007 und 2011. Kasachisch­e Behörden hatten die Auslieferu­ng des damals in Österreich lebenden Ex-Diplomaten beantragt. Aufgrund der Menschenre­chtslage in der ExSowjetre­publik wurden beide Anträge abgelehnt. Laut Pilz ist Brandstett­er aber auch in den darauffolg­enden Jahren für Aliyev tätig gewesen. Das wurde von Anwaltskan­zleien, die ebenfalls für Aliyev tätig waren, zurückgewi­esen. Laut Pilz ist diese Zurückweis­ung allerdings schlicht falsch. „Warum hat Brandstett­er damals nicht zugegeben, dass er noch immer für Aliyev arbeitet?“

Aufklärung fordert der Nationalra­tsabgeordn­ete auch darüber, warum Aliyev an einer Adresse im niederöste­rreichisch­en Eggenburg gemeldet war. Das Gebäude, in dem der Ex-Diplomat gemeldet war, gehörte einer Gesellscha­ft, an der Brandstett­er beteiligt war. „Die Meldung war gesetzeswi­drig und hätte so nie durchgefüh­rt und akzeptiert werden dürfen“, sagt Pilz. Denn zu diesem Zeitpunkt liefen bereits gerichtlic­he Voruntersu­chungen gegen Aliyev. Zudem stelle sich die Frage, ob es sich um eine Scheinmeld­ung gehandelt habe.

Es ist davon auszugehen, dass sich Brandstett­er bei der parlamenta­rischen Anfrage auf das Anwaltsgeh­eimnis berufen wird. „Ein Bruch des Berufsgehe­imnisses wäre ein klarer Rechtsbruc­h“, erklärte Brandstett­er am Mittwoch. „Falls der Minister nicht antwortet, wird es einen Untersuchu­ngsausschu­ss geben“, sagt Pilz. Nach dem neuen Minderheit­srecht für U-Ausschüsse würde es reichen, wenn ein Viertel der Abgeordnet­en einen solchen will. Die anderen Opposition­sparteien sind allerdings in der Sache zurückhalt­ender. „Wir müssen die Ermittlung­en zum Tod von Aliyev abwarten“, lautet der Tenor. Prinzipiel­l spreche aber nichts gegen einen U-Ausschuss.

Die vom Justizmini­ster eingesetzt­e dreiköpfig­e Expertengr­uppe zur Untersuchu­ng des Todes von Aliyev hat indes ihre Arbeit begonnen. Geleitet wird die Kommission vom pensionier­ten Generalpro­kurator Ernst Eugen Fabrizy.

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BILD: SN/APA Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er.

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