Sexy, fit und gelassen bleiben
Zwei von drei Frauen um das 50. Lebensjahr leiden unter Wechseljahrbeschwerden. Die Therapie kann aus Pflanzenmitteln und natürlichen Hormonen bestehen.
Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, trockene Schleimhäute, Libidoverlust: Die Liste der möglichen Beschwerden in den Wechseljahren ist lang. Mehr als zwei Drittel der Frauen sind um das 50. Lebensjahr herum davon betroffen. Wie Betroffene am besten damit umgehen können, das berichteten am Mittwoch Mediziner und Hormonspezialisten der Österreichischen Menopause Gesellschaft in Wien.
Zur Erklärung: Die Zeit hormoneller Umstellung einer Frau wird als Wechseljahre oder Menopause bezeichnet. Mit dem Absinken weiblicher Sexualhormone im Blut gehen körperliche Veränderungen einher. Bei etwa einem Drittel der Frauen sind die Symptome stark, bei einem Drittel nur leicht und die restlichen Frauen spüren gar nichts von der hormonellen Veränderung, die Jahre dauern kann.
Als Therapieansatz gilt, dass die Behandlung – wenn sie wirklich notwendig ist – ganz individuell auf die Frau und ihre Beschwerden abgestimmt sein soll.
Unterschiedliche Möglichkeiten lassen sich kombinieren. Johannes Huber, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Hormonspezialist, erklärt: „Im Vordergrund sollte in jedem Fall ein angepasster Lebensstil stehen. Mittels Bewegung, Verzicht auf Alkohol und gesunder Ernährung lassen sich manche Beschwerden oftmals in den Griff bekommen. Dazu kommen bei leichten bis mittleren Beschwerden natürliche Substanzen wie pflanzliche Arzneimittel aus Soja, Rotklee und Traubensilberkerze infrage. Diese Isoflavone sind aus klinischer Sicht wirksam.“Mathias Schmidt, Pharmazeut und Vorsitzender der „International Society for Phytosciences“, sagt, Isoflavone wirkten laut aktuellen Studien „hochsignifikant stärker als Placebos. Mindestens die Hälfte der Menopausebeschwerden können durch die Gabe von Isoflavon beseitigt werden. Sie sind selbst in hoher Dosierung sicher.“
Markus Metka, Oberarzt an der Universitätsklinik für Frauenheil- kunde der MedUni Wien/AKH, empfiehlt zusätzlich Ausdauersportarten wie Laufen, Rudern und Radfahren, „weil diese für einen effektiven Sauerstoffaustausch in den Zellen sorgen. Das sanfte Muskeltraining stimuliert zudem die Hormonproduktion und bringt den Stoffwechsel in Schwung.“Entspannungstechniken wirkten sich positiv auf die Psyche und den Blutdruck aus.
Frauen, die mit veränderter Sexualität Schwierigkeiten haben, sollen sich laut Doris Linsberger, Fachärztin für Frauenheilkunde sowie Sexualmedizinerin in Wien, professionell beraten lassen.
Hilf das alles nichts,
ist, wie Jo- hannes Huber sagt, die Hormonersatztherapie eine „wertvolle Option“. „Dabei ist relevant, ob eine Frau ein Hormon benötigt, und wenn ja, welches und in welcher Dosierung. Dazu gilt der Leitsatz, so früh wie möglich, also mit dem Einsetzen der Beschwerden zu beginnen. Dann sind jene Rezeptoren noch vorhanden, an welche die bioidentischen Hormone andocken können.“
Dies sind Hormone, die in Beschaffenheit und Menge den körpereigenen Hormonen entsprechen. Es gilt auch so wenig wie möglich zu nehmen. „Man kann über eine definierte Zeit die Behandlung durchführen, pausieren und erst bei Bedarf weiterführen“, sagt Johannes Huber.
Aus den Statistiken über Verschreibungsraten geht hervor, dass bei Frauen zwischen dem 50. und 55. Lebensjahr der Bedarf an bestimmten Arzneimittelgruppen stark ansteigt. Dazu zählen Psychopharmaka, Blutdrucksenker und Cholesterinsenker. „Die Hormontherapien sind eine verträgliche Möglichkeit. Sie gelten völlig zu Unrecht als schädlicher denn Psychopharmaka, Schlafmittel, Blutdruck- oder Cholesterinsenker“, sagt Johannes Huber.
Für Doris Linsberger ist es wichtig, jede Frau mit ihrem individuellen Beschwerdebild ernst zu nehmen, ihr zuzuhören, Beschwerden auch entsprechend organisch abzuklären und ihr dann eine möglichst maßgeschneiderte Therapie anzubieten.