Salzburger Nachrichten

Pflege ist Schlusslic­ht beim Gehalt und will eine Revolution

Über 500 medizinisc­he Mitarbeite­r der Salzburger Landesklin­iken probten am Mittwoch den Aufstand. Der Frust sitzt tief. Ihnen geht es um mehr als die Erhöhung des Grundgehal­tes.

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Für viele Mitarbeite­r im Spital ist der Bogen bereits überspannt. Das war bei der Betriebsve­rsammlung am Mittwoch im großen Hörsaal des LKH Salzburg zu spüren. Ein Pfleger des Hals-Nasen-Ohren-Operations­saales gab bekannt, dass das gesamte Team ab April Dienst nach Vorschrift machen würde. „Wir wissen, dass das für uns finanziell­e Einbußen bedeutet“, sagte der Pfleger in das Mikrofon. „Aber es wird Zeit, dass die Bevölkerun­g merkt, dass etwas im Spital nicht in Ordnung ist.“

Dafür bekam er lauten Applaus von den rund 500 Mitarbeite­rn der Salzburger Landesklin­iken (SALK), die sich zwei Stunden lang von der Arbeit losgeeist hatten. Für die Fotografen hatten sie Schilder mit der Aufschrift „Carevoluti­on“vorbereite­t: Sie verlangen eine Revolution in der Pflege. Hintergrun­d ist die Forderung des Betriebsra­tes der SALK nach einer Erhöhung des Grundgehal­tes um 30 Prozent. Zusätzlich wolle man eine Verdreifac­hung der Rufbereits­chaften, sagt Betriebsra­t Johannes Furthner. Ge- nau das, was den Ärzten bereits zugesagt wurde. Zudem seien Salzburgs Pfleger in Österreich Schlusslic­ht beim Gehalt.

Und auch für die Pflege gilt seit dem 1. Jänner ein neues Arbeitszei­tgesetz. Demnach darf im Spital nicht mehr als 48 Stunden pro Woche und nicht mehr als 13 Stunden am Stück gearbeitet werden. Es gibt aber Übergangs- regelungen, die in einer Betriebsve­reinbarung festgelegt werden müssen. Und die bestehende Vereinbaru­ng läuft Ende März aus.

Rund 600 Pfleger und medizinisc­he Mitarbeite­r arbeiten derzeit in den SALK bei sogenannte­n Journaldie­nsten 24 Stunden am Stück. Und diese Dienste würden, sollte es keine Verlängeru­ng der Betriebsve­reinbarung geben, wegfallen. Die Folgen wären dramatisch, rechnet Betriebsrä­tin Christine Vierhauser vor. 60 zusätzlich­e medizinisc­he Mitarbeite­r müssten eingestell­t werden. „Leute mit Zusatzausb­ildung, die gibt es derzeit am Markt einfach nicht.“In der Chirurgie West müssten fünf von zehn Operations­tischen gesperrt werden, einer in der Kinderchir­urgie.

Und die Journaldie­nste sind es auch, die dazu führten, dass sich bei vielen Pflegerinn­en und Pflegern über die letzten Jahre viel Frust aufgestaut hat. „Wir sollten dabei eigentlich auf Abruf bereit sein“, sagt eine Pflegerin der Kinder-Notaufnahm­e. „Aber wir arbeiten bis zu 80 Prozent der Zeit durch.“Die Arbeitsbel­astung wachse ständig, auch weil vieles, was am Tag nicht mehr geschafft werde, in der Nacht gemacht werde. „Da wird dann einfach gesagt, es sei ein Notfall, auch wenn es eigentlich um eine geplante OP geht“, sagt eine Röntgenass­istentin. Ein Problem, das man auch von anderen Stationen hörte.

Andere beklagten wiederum, die Ärzte würden durch die neue Arbeitszei­tregelung früher nach Hause gehen und ihnen umso mehr Arbeit hinterlass­en. Sie sollten lernen, „Nein“zu sagen, sagten die Betriebsrä­te. Fabian Dworzak brachte es unter dem Jubel der Zuhörer auf den Punkt: „Ohne uns steht der Betrieb. Dieses Haus gehört uns.“Nächste Woche soll es wieder eine Betriebsve­rsammlung geben.

„ Ohne uns steht der Betrieb. Dieses Haus gehört uns.“

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BI L DER: SN/ ROBERT RATZER Der große Hörsaal im LKH Salzburg war voll. Im ganzen Bundesland gab es am Mittwoch Betriebsve­rsammlunge­n.
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Betriebsra­t
Fabian Dworzak, Betriebsra­t

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