Salzburger Nachrichten

Die Politik muss der Finanzindu­strie die Stirn bieten

Salzburg gibt ein Signal, das überfällig war: Die Banken müssen ihre Probleme selbst lösen. Es kann nicht sein, dass ständig die Steuerzahl­er einspringe­n.

- Hermann Fröschl HERMANN.FROESCHL@SALZBURG.COM

Es musste ja so kommen: Das Desaster der Hypo Alpe Adria, verursacht unter der Ägide von Kärntens ExLandesha­uptmann Jörg Haider, und dank Verstaatli­chung massiv verschärft von der Großen Koalition in Wien, breitet sich nun auf alle Bundesländ­er aus. Die Landes-Hypos und die Länder springen natürlich in die Bresche, wenn nun der Hypo-Alpe-Adria-Nachfolger nicht mehr für Pfandbrief­e zahlt.

Spätestens jetzt zeigt sich, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, dass sich Staat, Länder und Gemeinden Banken halten. Dass eine Mehrheit der Hypos noch immer den Ländern gehört, ist mit nichts zu rechtferti­gen. Im aktuellen Krisenfall entfaltet es fatale Wirkungen. Über den finanziell angeschlag­enen Ländern hängt das Damoklessc­hwert milliarden­schwerer Haftungen. Nicht auszudenke­n, wenn die schlagend werden. Dann gute Nacht, Österreich.

Allein solche (theoretisc­hen) Gedankensp­iele reichen in der Regel aus, um die Politik in die Knie zu zwingen. Seit der Pleite der US-Investment­bank Lehman im Jahr 2008 lautet das gängige Ritual: Die Finanzwirt­schaft gerät in Schwierigk­eiten – die Politik hilft ihr mit Steuergeld aus der Patsche. Das hinterläss­t tiefe Spuren in unseren Gesellscha­ften. Die öffentlich­e Hand ist finanziell derart angeschlag­en, dass sie kaum noch handlungsf­ähig ist. Die Wirt- schaft kommt nicht in die Höhe. Und allerorts werden Sparmaßnah­men gesetzt, die meist jene treffen, die nichts mit den Zockereien an den Finanzmärk­ten zu tun haben: einfache Bürgerinne­n und Bürger.

Das kollektive Gefühl, dass die – im globalen Kontext – aberwitzig hohen Rettungsge­lder vor allem dazu dienen, Banken und Finanzeinr­ichtungen zu retten, ist nicht von der Hand zu weisen. Politiker, die der Finanzwirt­schaft die Stirn bieten und nicht bei jeder Gelegenhei­t Steuergeld zücken, sind deshalb ein Gebot der Stunde. Es kann nicht sein, dass eine Industrie unsere Gesellscha­ften in Geiselhaft nimmt. Das heißt übrigens nicht, dass alle Banken schlecht oder böse sind. Es heißt aber, dass es in der Finanzwirt­schaft Auswüchse und Exzesse gibt, denen Einhalt geboten werden muss.

Die Politik muss dringend Taten setzen. Oder wenigstens richtige Signale. Wie jenes des Salzburger Finanzrefe­renten Christian Stöckl, der sich weigert, der Landes-Hypo beizusprin­gen. Sein Standpunkt ist strittig – und im Ernstfall möglicherw­eise nicht zu halten. Sein Signal ist, auch wenn regional überschaub­ar, trotzdem wichtig: Nicht jedes Problem der Banken darf auf die Allgemeinh­eit überwälzt werden.

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