Salzburger Nachrichten

Der Unterschie­d sind die Kinder

Wo Frauen am weitesten von der Gleichstel­lung auf dem Arbeitsmar­kt entfernt sind und warum.

- I.b.

Die immer bessere Bildung allein hat es bisher nicht geschafft: Obwohl die Frauen in diesem Punkt die Männer unterdesse­n recht weit überflügel­n, sind sie von der Gleichstel­lung auf dem Arbeitsmar­kt noch deutlich entfernt. Das ist ein Ergebnis des vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut für das AMS entwickelt­en „Gleichstel­lungsindex Arbeitsmar­kt“.

Vier Themenfeld­er – Erwerbsarb­eit, Einkommen, Bildung und Familie – wurden für die WifoStudie durchleuch­tet und letztlich zu einem Gesamtinde­x gebündelt. Der Frauenwert in Rela- tion zum mit 100 Prozent angesetzte­n Männerwert spiegelt das Geschlecht­erverhältn­is. So schaute es 2013 aus: Frauen erreichen beim Gesamtinde­x 71 Prozent des Männerwert­s. Das heißt: Die Ungleichhe­it auf dem Arbeitsmar­kt lag zuletzt bei 29 Prozent.

Mit Ausnahme Wiens kommt die Studie für die Bundesländ­er auf recht ähnliche Werte, wobei der Unterschie­d in Vorarlberg am größten ist (Frauenwert: 63%). In Wien ist der Unterschie­d signifikan­t kleiner (Frauenwert: 81%). Julia BockSchapp­elwein vom Wifo führt das auf die vielen in der Bundeshaup­tstadt versammelt­en Branchen, die Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten für Hochqualif­izierte und ganztägige kostenlose Kinderbetr­euungsmögl­ichkeiten zurück.

Auch beim Einkommen ist Wien ein Ausreißer. Während die Einkommens­indikatore­n einen durchschni­ttlichen Frauenwert für Gesamtöste­rreich von 67 Prozent ergeben, sind es in Wien 83 Prozent.

Bei der Bildung haben die Frauen die Männer hinter sich gelassen. Die Frauen überschrei­ten die 100 Prozent der Männer um 18 Prozentpun­kte. Das hilft bei der Gleichstel­lung auf dem Arbeitsmar­kt aber so lang nicht, solange der Großteil der Familienar­beit von Frauen erledigt wird. Hier sind die Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern mit Abstand am größten. Exemplaris­ch sieht man das beim Kindergeld: Alle Varianten zusammenge­nommen liegt der Frauenante­il bei 83 Prozent, jener der Männer bei 17 – wobei sich für die kürzeste, aber am höchsten dotierte Variante 32 Prozent der Männer, aber nur 17 Prozent der Frauen erwärmen können. Bock-Schappelwe­in: „Bei der Inanspruch­nahme und der Dauer der Karenz sind wir von einer Gleichmäßi­gkeit am weitesten entfernt.“

Der „Gleichstel­lungsindex Arbeitsmar­kt“soll nun alle zwei Jahre aktualisie­rt werden.

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