Salzburger Nachrichten

Nicht nur die Regierung will unser Geld

Auch die Opposition­sparteien haben konkrete Vorstellun­gen über eine Steuerrefo­rm, die die Regierung bald verkünden will.

-

Die Verhandlun­gen zur Steuerrefo­rm stecken in der Endphase. Am Sonntagnac­hmittag treffen sich die Verhandler um Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) im Kanzleramt. Am Wochenende darauf soll am Samstag und Sonntag durchverha­ndelt werden. Zwei Tage später soll die Reform präsentier­t werden. Fix ist bisher nur, dass der Eingangsst­euersatz bei der Lohnsteuer von 36,5 auf 25 Prozent sinken soll. Und dass Arbeitnehm­er, die keine Lohnsteuer zahlen, weil sie wenig verdienen, ebenfalls entlastet werden sollen. Klar ist allerdings noch nicht, wie die fünf Milliarden Euro an Steuererle­ichterunge­n finanziert werden sollen. Eine bessere Betrugsbek­ämpfung ist ebenso im Gespräch wie Einsparung­en bei Förderunge­n und die Erhöhung anderer Steuern, etwa der Mehrwertst­euer. Besonders umstritten ist die Einführung von vermögensb­ezogenen Steuern. Die SPÖ drängt immer noch auf Erbschafts- und Schenkungs­steuern, die ÖVP ist dagegen. Aber auch die anderen Parteien haben sich Gedanken darüber gemacht, wie eine Steuerrefo­rm aussehen soll.

FPÖ

Acht Milliarden schwer ist das Steuerrefo­rmpaket, das die FPÖ bewegen möchte. Im Fokus der Freiheitli­chen stehen die Leistungst­räger und Familien, wie es heißt. Die Finanzieru­ng soll über Reformen erfolgen, den angekurbel­ten Konsum und zu Beginn auch durch neue Schulden.

Die zentralen Punkte: Die FPÖ fordert die Senkung des Eingangsst­euersatzes auf 25 Prozent (derzeit 36,5). Außerdem soll die Steuerfrei­grenze auf 18.000 Euro pro Jahr angehoben werden (derzeit 11.000 Euro). Von 18.000 bis 25.000 Euro pro Jahr soll ein Steuersatz von 25 Prozent und von 25.000 bis 50.000 Euro ein Satz von 37,5 Prozent zum Tragen kommen. Von 50.000 bis 80.000 Euro sollen 43,75 Prozent Steuern fällig werden, erst ab 80.000 der aktuelle Spitzenste­uersatz von 50 Prozent. Ab einem Einkommen von 120.000 Euro soll es befristet zu einem Steuersatz von 55 Prozent kommen können. Um jene zu entlasten, die aufgrund ih- res niedrigen Einkommens keine Steuern zahlen, sollen Sozialvers­icherungsb­eiträge gekürzt werden. Auch die Pendler sollen vom freiheitli­chen Steuermode­ll profitiere­n. Nicht näher definiert ist die Entlastung für Klein- und Mittelbetr­iebe. Für Familien soll es die Möglichkei­t des Familiensp­littings geben, das gesamte Familienei­nkommen wird ermittelt und auf alle Familienmi­tglieder aufgeteilt. Die Einkommens­steuer wird dann von den jeweils kleineren Einkommen pro Person berechnet, was laut FPÖ zu einer jährlichen Lohnsteuer­entlastung von bis zu 7000 Euro führt.

Neue Steuern, wie die von der SPÖ geforderte Millionärs­abgabe, lehnt die FPÖ ab. Auch von einer Wiedereinf­ührung der Erbschafts­und Schenkungs­steuer halten die Freiheitli­chen wenig.

Grüne

In vielen Bereichen sind die Grünen mit der SPÖ auf einer Wellenläng­e. Ihr zentrales Motto für eine Steuerrefo­rm lautet: „Runter mit den Steuern auf Arbeit, rauf mit Steuern auf Vermögen.“Die Grünen setzen auf die Einführung einer reformiert­en Erbschafts- und Schenkungs­steuer, die nach einem Freibetrag von 500.000 Euro ansetzt, eine Reform der Grundsteue­r, die Streichung von Steuerbegü­nstigungen und die Streichung von Förderunge­n. Außerdem soll es Einnahmen in der Höhe von einer Milliarde Euro pro Jahr durch neue Steuern auf Privatstif­tungen nach deutschem Vorbild geben. Österreich sei „ein Paradies für Reiche“, heißt es auf der grünen Homepage.

Entlastet werden sollen im Gegenzug die kleinen und mittleren Einkommen. Der Eingangsst­euersatz soll auf 30 Prozent gesenkt werden, der Steuerfrei­betrag von 11.000 auf 12.000 Euro angehoben werden. Das Ganze läuft unter dem Titel 90/10, was übersetzt bedeutet: 90 Prozent der Einkommen sollen entlastet und zehn Prozent der reichsten Haushalte dafür zur Kasse gebeten werden. Insgesamt wollen die Grünen bis 2019 vier Milliarden Euro bewegen, also weniger als in den Steuerrefo­rmkonzepte­n von SPÖ und ÖVP vorgesehen. Die Umverteilu­ng soll kostenneut­ral erfolgen.

Ein Hauptziel ist neben der Entlastung von Niedrigver­dienern vor allem die Ökologisie­rung des Steuersyst­ems. Und das heißt eine stärkere Belastung von Schadstoff­en – etwas durch eine Angleichun­g des Diesel- an den Benzinsteu­ersatz oder eine flächendec­kende LkwMaut.

Team Stronach

„Bis 2019 sehen wir eine schrittwei­se Umsetzung der Maßnahmen mit einem Gesamtvolu­men von 15 Mrd. Euro an Steuerentl­astung, wobei sich mindestens sechs Mrd. durch die positiven Wachstumse­ffekte selbst finanziere­n“, heißt es im Steuerrefo­rmkonzept des Team Stronach. Das TS setzt sich für die Beteiligun­g der Mitarbeite­r am Erfolg des Unternehme­ns ein und will

 ?? BILD: SN/FOTOLIA/PHOTO5000 ?? Ein Blick auf den Lohnzettel zeigt, dass der Staat beim Steuereint­reiben nicht zimperlich ist.
BILD: SN/FOTOLIA/PHOTO5000 Ein Blick auf den Lohnzettel zeigt, dass der Staat beim Steuereint­reiben nicht zimperlich ist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria