Salzburger Nachrichten

Daten & Fakten Negative Budgetentw­icklung gefährdet die Steuerrefo­rm

- Zim, alf

Macht das Hypo-Desaster die geplante Steuerrefo­rm unmöglich? Der Budgetdien­st des Parlaments rechnet damit, dass das Budgetdefi­zit wegen des unerwartet hohen Finanzbeda­rfs der Hypo-Bad-Bank Heta über die von der EU erlaubte Grenze von drei Prozent des BIP steigen wird. Österreich wäre dann, will es eine EU-Strafe verhindern, gezwungen zu reagieren. Um das Nulldefizi­t im Jahr 2016 wie vorgesehen zu erreichen, seien „entspreche­nde Gegenmaßna­hmen erforderli­ch“, schreibt der Budgetdien­st des Parlaments in einer Analyse. Auf die Frage, ob bei einem derart angespannt­en Haushalt überhaupt fünf Milliarden Euro für eine Steuerrefo­rm aufgebrach­t werden können, gehen die Experten des Hohen Hauses nicht ein. Um Beruhigung bemüht ist Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP). Seinen Angaben nach hat der Milliarden­bedarf der Heta „budgetmäßi­g überhaupt noch keine Auswirkung­en“. Die Budgets für 2014, 2015 oder 2016 seien nicht betroffen, sagt Mitterlehn­er. Keine Aussage gibt es von Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ). Er ist seit Tagen auf Tauchstati­on. Auch die Landeslehr­er wachsen sich unterdesse­n zur Gefahr für das Budget und damit indirekt auch für die Steuerrefo­rm aus. Der Budgetdien­st des Parlaments warnt vor einer unkalkulie­rbaren Kostenent- wicklung bei den Pflichtsch­ullehrern. Schon 2014 haben diese um 120 Millionen Euro mehr gekostet als budgetiert, weshalb Unterricht­sministeri­n Gabriele HeinischHo­sek (SPÖ) nur durch das Schuldigbl­eiben von Mieten die Lehrergehä­lter zahlen konnte. Auch heuer droht das Budget nicht zu halten. Das heizt die Debatte über die Kompetenze­n in der Schulverwa­ltung neu an: Die Pflichtsch­ullehrer (Landeslehr­er) werden von den Ländern angestellt, aber vom Bund bezahlt. Das führt dazu, dass niemand genau weiß, wie viele Lehrer es eigentlich gibt, die bezahlt werden müssen. Denn auf einer Lehrerstel­le laut Stellenpla­n „sitzen“wegen Teilzeit- oder Karenzrege­lungen oft mehrere Lehrer. dies steuerlich stark begünstige­n. Sein Vorschlag: Unternehme­n, die im Inland investiere­n und hier aktiv sind und Arbeitsplä­tze schaffen, sollen nur zehn Prozent Steuern zahlen und selbst diese sollen sie an die Mitarbeite­r ausschütte­n können, anstatt an den Fiskus zu zahlen. Das bedeutet mehr im Geldbörsel der arbeitende­n Menschen und einen deutlich höheren privaten Konsum.

Neos

Die Neos haben zur Diskussion über die Steuerrefo­rm ein längerfris­tiges angelegten Konzept vorgestell­t, das hauptsächl­ich aufs Sparen und Investiere­n setzt und keine Steuererhö­hungen vorsieht. Die Neos sind davon überzeugt, dass in Österreich­s Sozial-, Subvention­sund Verwaltung­sstrukture­n rund 19 Milliarden Euro stecken. Dieses Potenzial sollte gehoben und damit die Bürger um acht Milliarden Euro entlastet werden. Die anderen neun Milliarden sollten in Zukunftsin­vestitione­n fließen sowie zum Defizit- und Schuldenab­bau verwendet werden. Die Neos wollen außerdem die Steuertari­fstufen automatisc­h an die Inflation anpassen. Das würde das Ende der kalten Progressio­n bedeuten. Außerdem sollen die Länder und Gemeinden Zuschläge zur Lohn- und Einkommens­steuer einheben können, wobei die Gesamtbela­stung für die Bürger generell aber sinken soll.

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