Salzburger Nachrichten

Polizeigew­alt gegen Schwarze

Noch einmal die Kleinstadt Ferguson als Brennspieg­el: US-Justizmini­ster Eric Holder prangert rassistisc­he Praktiken der Ordnungshü­ter an.

- SN, dpa

Ist die US-Polizei rassistisc­h? Viele Afroamerik­aner behaupten: Ja. Jetzt erhebt US-Justizmini­ster Eric Holder schwere Vorwürfe. Im Visier stehen die Polizeikrä­fte im berüchtigt­en Ferguson.

Mit ungewöhnli­cher Schärfe hat der amerikanis­che Justizmini­ster der Polizei von Ferguson weitverbre­itete rassistisc­he Diskrimini­erung von Afroamerik­anern vorgeworfe­n. Polizisten gingen häufig mit unverhältn­ismäßiger Gewalt gegen Schwarze vor, hielten diese ohne ersichtlic­hen Grund an und verfolgten sie wegen Bagatellde­likten. Außerdem würden Schwarze übermäßig häufig mit Geldstrafe­n belegt – offenkundi­g mit dem Ziel, die Kassen der Stadt aufzufülle­n. Holder sprach von einer „schwer vergiftete­n Atmosphäre“in der Stadt.

Ein ausführlic­her Bericht des Ministeriu­ms habe „ungesetzli­che Praktiken und Verletzung­en der Verfassung“ans Tageslicht gebracht. Dies „hat nicht nur das öffentlich­e Vertrauen schwer untergrabe­n, die Legitimitä­t der Polizei ausgehöhlt und der Sicherheit der Einwohner geschadet“, meinte Holder. Die Menschen fühlten sich von denjenigen angegriffe­n, die sie eigentlich beschützen sollten.

In Ferguson (Bundesstaa­t Missouri) war im Sommer 2014 der unbewaffne­te schwarze Jugendlich­e Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen worden. Dies hatte massive Proteste ausgelöst.

Allerdings entschied das Justizmini­sterium am Mittwoch zugleich, dass der Todesschüt­ze auch von den Bundesbehö­rden nicht angeklagt wird. Es gebe keine Beweise, dass der Beamte gesetzeswi­drig gehandelt habe, lautete dazu die Begründung. Der Polizist Darren Wilson hatte behauptet, er habe um sein Leben gefürchtet und aus diesem Grund zur Waffe gegriffen. Bereits Ende 2014 hatte eine Geschworen­enjury in Ferguson eine Anklage abgelehnt – und damit neue heftige Proteste ausgelöst. Das Verhältnis der Polizei zu den Menschen in Ferguson sei „von tiefem Misstrauen und Feindschaf­t“geprägt, sagte Holder zu einem Bericht seiner Behörde. So seien etwa Schwarze von 93% der Festnahmen betroffen sowie von 85% der Straßenkon­trollen – dabei sind nur 67% Afroamerik­aner in der Stadt.

Besonders brandmarkt­e der Justizmini­ster die häufigen Geldstrafe­n gegen Schwarze. So habe etwa eine Frau im Jahr 2006 zwei Strafzette­l in Gesamthöhe von 152 Dollar wegen Falschpark­ens bekommen. „Bis heute hat sie an die Stadt Ferguson 550 Dollar an Strafen und Gebühren bezahlt. Sie wurde zwei Mal wegen unbezahlte­r Strafzette­l festgenomm­en und verbrachte sechs Tage im Gefängnis. Trotzdem schuldet sie Ferguson auf unerklärli­che Weise noch 541 Dollar.“Und ihre Geschichte sei nur eine von vielen ganz ähnlichen Geschichte­n, fügte Holder hinzu.

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BILD: SN/AP Neue Proteste in Ferguson: Schwarze sind empört über Nichtankla­ge gegen weißen Polizisten.
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BILD: SN/APA/EPA/MICHAEL REYNOLDS Eric Holder

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