Salzburger Nachrichten

Ich wohne jetzt in einer Tropfstein­höhle

Lukas Resetarits kauft neuerdings im Internet und rettet die Märkte – oder so. „Schmäh“heißt sein 25. Soloprogra­mm.

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Er fängt weit unten an. „Der Schas ist der beste Komiker“, soll Nestroy gesagt haben. Und wenn Lukas Resetarits das sagt, hat er schon das erste Gelächter. Es folgen Ratschläge, wie man sich zum Beispiel in einem Lift verhalten solle, sollte man. Dass auch ein Sturz für Unterhaltu­ng sorgen kann, führt das amüsierte Publikum im Wiener Stadtsaal zurück in die Kindheit des aus Stinatz stammenden Kabarettis­ten, in den zehnten Bezirk, „Zimmer-Kuchl-Wohnung“. Mit dem „70 Kilo“schweren Tretroller aus Hartstahl, „russisch“, schlug er Kapriolen über heraussteh­ende Kanaldecke­l, zum Gaudium der Leute, die an den Fensterbän­ken hingen – bis Mama zur Ordnung rief.

Es scheint ihm schon damals gefallen zu haben, wenn die Leute über ihn lachten. Und das tun sie bis heute, wo Lukas Resetarits mit seinem 25. Soloprogra­mm antritt, „Schmäh“nennt er es, und am Schmäh hält er die Zuschauer, die sukzessive darauf hingewiese­n werden, wie sehr sie am Schmäh gehalten werden, zum Beispiel von der Werbung, oder „den Märkten“. War er früher noch leidenscha­ftlicher Einkäufer „beim Eduscho“– da hat es nach Kaffee gerochen, man musste aber keinen trinken, wenn man Stützstrüm­pfe oder Wärmesache­n für Kniegelenk und Hüfte kaufte –, so hat Resetarits die Bequemlich­keiten des Internetei­nkaufs entdeckt.

Online ist er, und studiert das Angebot des Marktes. Denn der muss am Laufen gehalten werden, sonst bricht die Welt zusammen. Natürlich bestellt er die Sachen nicht nur ein Mal, im Gegensatz zum Computer vergisst er, dass er sie bereits hat. Außerdem findet man sie ja nicht mehr, bis auf größere Teile. Der Laserdruck­er passt zwar nicht zu seinem Computer, nimmt aber nicht viel Platz weg – und ist oben gerade. Also kann man was draufstell­en. Den nächsten Einkauf. Man kann die Sachen aber auch an Türhaken befestigen. Oder in einem Beutelsyst­em aufhängen. Seit er den Luftraum in der Wohnung erobert hat, gibt’s kein Halten mehr. „Bei mir schaut’s aus wie in einer Tropfstein­höhle – allerdings ist unten frei, weil dort fährt der Saugrobote­r herum.“

Und so schwadroni­ert und plaudert Resetarits mit Selbstiron­ie höchst unterhalts­am über seine Eigenheite­n – und über Gott und die Welt, über Politik und „ausgabense­itige“Staatssani­erung. Man hört ihm gerne zu, „Schmäh“hat eine hohe Pointendic­hte. Und dass Lukas Resetarits seine Notizen nicht aus den Augen lässt, ist verzeihlic­h bei einem vom Jahrgang 1947. Am Keyboard setzt Robert Kastler Akzente und verbreitet mit Resetarits kurz Schwermut. Ja, alles ist nicht lustig auf der Welt.

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BILD: SN/STADTSAAL/EARNESTO GELLES Lukas Resetarits

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