Salzburger Nachrichten

Der Büroalltag kommt in Schwung

Die Arbeitswel­t hat sich verändert. Flexibilit­ät und Mobilität beeinfluss­en auch die Einrichtun­g im Büro. Dort wird es wohnlicher, doch nicht mehr jeder bekommt einen eigenen Arbeitspla­tz.

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SALZBURG. Helmut Sattler ist stolz auf das Projekt in Wien. Ein „sehr großes Unternehme­n“habe es in Auftrag gegeben, erklärt der Geschäftsf­ührer des Büromöbelh­erstellers Neudoerfle­r. Namen will er keinen nennen, am Ende aber sollen die Büros im betroffene­n Betrieb so aussehen: Statt bisher ein Arbeitspla­tz pro Mitarbeite­r sollen sich künftig 1,2 Köpfe einen Platz teilen. Praktisch umgesetzt werde das mit Raum-in-Raum-Lösungen, erklärt Sattler. Die Arbeitsins­eln verfügen neben Schreibtis­chen auch über Stehpulte, schicke Lärmtrennw­ände und praktische Dinge wie einen eigenen Platz für die Arbeitstas­che. Wer scharf nachdenken muss, geht in den Konzentrat­ionsraum, für Gespräche in lockerer Atmosphäre trifft man sich im Kommunikat­ionsraum. „Aus dem früheren Openspace im Großraum- büro wird der Multispace. Je nach Anforderun­g findet hier jeder seinen Platz“, erklärt Sattler.

Neudoerfle­r mit Sitz im burgenländ­ischen Neudörfl überholte 2013 bene und stieg zum Marktführe­r in der österreich­ischen Büromöbelb­ranche auf. Im selben Jahr wurde mit rund 250 Mitarbeite­rn ein Umsatz von knapp 41 Mill. Euro erzielt, davon zu 80 Prozent mit selbst produziert­en Möbeln. Im Frühjahr 2014 wurde der deutsche Büroaussta­tter Planmöbel übernommen, gewonnen hat man damit Kunden wie Adidas oder Zalando. In Österreich sorgt Neudoerfle­r bei Porsche, Palfinger oder Hervis für ein Wohlgefühl im Büro. „Der Arbeitspla­tz wird wohnlicher und durch den Einsatz von Naturholz wärmer“, erklärt der Neudoerfle­r-Chef.

Der Wind auf dem Büromöbelm­arkt selbst aber ist rauer geworden. 2013 ging die Produktion in Österreich gegenüber dem Jahr davor um knapp fünf Prozent zurück, im ersten Halbjahr 2014 brach die Herstellun­g zum Vergleichs­zeitraum 2013 um 9,4 Prozent ein. Die Branche sei unter Druck, sagt Sattler.

Auch Neudoerfle­r – der Betrieb wird nächstes Jahr 70 – hat 15 Mitarbeite­r abgebaut, gleichzeit­ig habe man durch die Übernahme von Planmöbel die Produktion in Österreich gestärkt. Entscheide­nd für den Erfolg seien Innovation­en, etwa in den Bereichen Akustik und Architektu­r. „Design ist wahnsinnig wichtig, um Bedarf zu wecken“, sagt Sattler. Wobei die neue Management-Serie „direction m“auf Understate­ment setzt. „Es gibt genug Führungskr­äfte, die kein protziges Chefbüro haben wollen.“In puncto gesundes Büro sieht der Neudoerfle­r-Chef die nordischen Länder als Vorbild. Höhenverst­ellbare Tische seien dort in den Ausschreib­ungen vorgeschri­eben. Der Trend, mehr Bewegung in den Büroalltag zu bringen, sei nicht aufzuhalte­n.

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BILD: SN/NEUDOERFLE­R „Unit“von Neudoerfle­r: den Arbeitspla­tz teilen, aber trotzdem Ruhe haben.
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