Zucker wird zu Unrecht verteufelt
Übergewichtig und dick wird man aus anderen Gründen.
WIEN. Zucker sollte nicht verteufelt werden. Das sagen heimische Ernährungsexperten im Hinblick auf eine Richtlinie der WHO zum Zuckerkonsum. Sie besagt, dass man nicht mehr als zehn Prozent der täglich aufgenommenen Kalorienmenge in Form von reinem Zucker – etwa im Kaffee – zu sich nehmen soll. Die Richtlinie ist zur Vorbeugung von krankhaftem Übergewicht) und Zahnkaries gedacht. „Die wissenschaftlichen Belege zur Untermauerung dieser Empfehlung sind mager. Die WHO verweist auf eine Studie, wonach sich das Körpergewicht nicht ändert, wenn man beim Zucker spart, aber gleich viel Energie aufnimmt“, erklärt die Ernährungsforscherin Marlies Gruber von der Wissenschaftsplattform forum.ernährung heute. Bei der Entstehung von Adipositas spielten hingegen soziale, psychologische, genetische, mentale und andere Faktoren wie Schlafmangel eine Rolle. In Österreich liegt Umfragen zufolge die tägliche Energieaufnahme seit zwanzig Jahren bei 2000 Ka- lorien. „Während die tägliche Kalorienzufuhr in der Zeit nahezu gleich blieb, bewegen sich die Menschen aber immer weniger. Sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene verbringen ihre Zeit heute in einem besorgniserregenden Ausmaß körperlich inaktiv und drosseln dadurch massiv ihren Energieverbrauch“, sagt Gruber.
Der jährliche Gesamtzuckerverbrauch pro Kopf in Österreich ging seit 1994 von 41 Kilogramm auf 13 Kilogramm (2012) zurück. Die Verwendung von Haushaltszucker nahm laut Gruber innerhalb von zehn Jahren um ein Fünftel ab. Dem Österreichischen Ernährungsbericht 2012 zufolge liegt der aktuelle Zuckerkonsum in Österreich bei knapp unter zehn Energieprozent. „Wie die Konsumdaten zeigen, sind die Österreicher beim Zuckerverzehr auf einem guten Weg“, sagt die Ernährungsspezialistin.