Salzburger Nachrichten

Innovative Gebäude liegen im Trend

Die ehemalige IG Passivhaus hat sich im Vorjahr umbenannt und dabei ihr Spektrum erweitert. Zu den Themen Energie und Effizienz von Gebäuden gesellen sich weitere wichtige Aspekte der Nachhaltig­keit.

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Geschäftsf­ührerin des Vereins „Innovative Gebäude“für Oberösterr­eich und Salzburg ist Anna Moser. Ihr Credo: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ SN: Frau Moser, Ihr Netzwerk heißt „Innovative Gebäude“. Wann ist ein Gebäude innovativ? Anna Moser: Für uns ist ein Gebäude innovativ, wenn es mehr kann, als nur Energie sparen – viel mehr. Da braucht es einmal gute Architektu­r: Die gewährleis­tet zum Beispiel durch flexible und durchdacht­e Grundrisse, dass das Haus auch in 100 Jahren noch seinen Wert hat. Da braucht es auch ein Augenmerk auf Gesundheit und Komfort, das heißt beste Luftqualit­ät, Reduktion von Lärm und ein angenehmes Raumklima. Es braucht effiziente und innovative Haustechni­k, die das Leben erleichter­t. Darüber hinaus sollen erneuerbar­e Energien und Baustoffe zum Einsatz kommen. Und es soll auf die Anforderun­gen von Bewohnern und Umwelt gleicherma­ßen Rücksicht nehmen. Kurz gesagt: Ein innovative­s Gebäude ist auf allen Ebenen nachhaltig. SN: Ihr Verein ist aus der IG Passivhaus entstanden. Ist der Passivhaus-Hype vorbei? Einen Hype ums Passivhaus habe ich ehrlich gesagt nicht mitbekomme­n, hab ich da was verpasst? Gut, in Uni-Kreisen war zu meiner Studienzei­t das Passivhaus tatsächlic­h das Nonplusult­ra. Heute sehen wir, dass sich das Passivhaus-Konzept mit vielen Punkten nicht auseinande­rsetzt, die aber für nachhaltig­es und klimaschon­endes Bauen sehr wichtig sind. Für das Passivhaus spielt es zum Beispiel keine Rolle, ob ich ökologisch­e Baustoffe verwende oder nicht. Überschüss­e aus Photovolta­ikanlagen können nicht bewertet werden und es macht keinen Unterschie­d, ob ich 20 Kilometer vom nächsten Nahversorg­er, von der nächsten Bushaltest­elle oder der nächsten Schule entfernt baue. Oder ob das Raumkonzep­t nachhaltig ist. Diese sehr von der Umwelt abgelöste, technische Betrachtun­gsweise eines Hauses war uns irgendwann zu wenig. Denn die Qualität eines Hauses lässt sich nicht ausschließ­lich an seinem Energiebed­arf festmachen! SN: Was sind denn die größten Fehler, die man bei der Planung eines Hauses machen kann? Bei der Planung sparen! Ganz wichtig, besonders für ein „innovative­s“Gebäude, ist eine integrale Planung. Das heißt, dass Architekt, Haustechni­kplaner, Bauphysike­r, eventuell Statiker und Elektropla­ner sich schon ganz am Anfang der Projektent­wicklung zusammense­tzen und Möglichkei­ten und Einsparung­spotenzial­e ausloten. Auch wichtig für energieeff­iziente Bauten: dass man mit Firmen arbeitet, die Ahnung von und Begeisteru­ng für die Materie haben. Es ist schade, wenn sich der Holzbauer um eine luftdichte Hülle bemüht, und dann kommt nachher der Elektriker und macht ein Loch rein, weil er ein Kabel durchführe­n will. Das ist ein Klassiker. Hier gut zusammenzu­arbeiten ist ein Grundgedan­ke unseres Netzwerks. Unsere Mitglieder kommen aus allen Branchen des Bausektors und beschäftig­en sich intensiv mit der Niedrigene­rgiebauwei­se. Außerdem lernen sie ständig voneinande­r! SN: Wie schätzen Sie generell das Bewusstsei­n der Menschen in Bezug auf Bauen, Sanieren und Energiespa­ren ein? Ich glaube nicht, dass dem durchschni­ttlichen Bürger bewusst ist, wie viel er zum Beispiel an den Heizkosten sparen kann, wenn er energieeff­izient baut oder saniert. Wenn das jedem klar wäre, wären wir unseren Klimaziele­n schon wesentlich näher. SN: Oft hört man, dass viel zu viel Bürokratie herrscht. Ginge es nicht einfacher? Neun Bauordnung­en und die Folgen daraus sind Zeugnis für die Leistungsf­ähigkeit der Österreich­erinnen und Österreich­er! Nur ein wirklich fleißiges Volk kann sich eine derart überborden­de Bürokratie, verbunden mit Kirchturmp­olitik und Geltungsdr­ang, leisten. Nein ernsthaft: Eine einzige bundesweit­e Bauordnung und klare, unbürokrat­ische Fördersyst­eme würden unsere Arbeit sehr vereinfach­en. Es gibt fast keine Unternehme­n, die nur in „ihrem“Bundesland aktiv sind. Und dann überall Bescheid zu wissen ist schon eine Herausford­erung.

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BILD: SN/ANDREA SCHWARZ Anna Moser, Mitarbeite­rin bei den Salzburger Architekte­n Mayer+Seidl und Geschäftsf­ührerin des Vereins „Innovative Gebäude“für Oberösterr­eich und Salzburg.
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