Salzburger Nachrichten

Abzocke – oder Geld für die Umwelt?

Viele Autofahrer sehen in Tempo 80 nur eine Geldbescha­ffungsakti­on des Landes. Dabei gäbe es manche Förderung ohne die Strafgelde­r nicht.

- Heinz Schaden, Bürgermeis­ter WWW.SALZBURG.COM/WIZANY

SALZBURG. Wer die Debatten online über den seit Mittwoch geltenden „Luft-Achtziger“verfolgt, wird ein Totschlaga­rgument sehr häufig lesen: Alles reine Abzocke. Verantwort­lich gemacht dafür werden viele – von der Polizei über Astrid Rössler persönlich bis zum Land per se. Letzteres müsse – Stichwort Finanzskan­dal – ja sein Budget sanieren, so ein gängiges Argument der Autofahrer.

Aber wer kassiert wirklich? Wohin fließen die Radargelde­r?

Das Radar nach dem Tunnel Liefering hat im dreimonati­gen Probezeitr­aum eine halbe Million Euro für die Stadt gebracht – und geht nicht zweckgewid­met ins Budget. Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) hat damit kein Problem. „Das Geld hat kein Mascherl.“Und er habe kein Problem zu belegen, dass es gleich wieder investiert und gebraucht werde. Die Stadt zahle kräftig mit bei Lärmschutz­bauten, ebenso bei Überkopfan­zeigen auf der Autobahn. „Wir stecken relativ viel in diverse Linien der Öffis in der Stadt. Und wir zahlen beim 366-Euro-Ticket massiv mit. Die Zahlungen der Stadt werden sich hier auf 300.000 Euro verdoppeln, weil die Nachfrage nach dem Ticket so groß ist“.

Der Blitzer auf der Autobahn ist freilich nur einer von mehreren im Stadtgebie­t. Diese Einnahmen auf Gemeindest­raßen – für 2014 wird mit 2,5 Millionen Euro gerechnet – fließen zu 80 Prozent direkt ins Budget. Die Stadt kann damit machen, was sie will. 20 Prozent kassiert der Bund.

Auf der Tauernauto­bahn zwischen Salzburg-Süd und Golling ist der Hunderter nach dem Immissions­schutzgese­tz-Luft (IG-L) verordnet. Die Strafgelde­r werden von den Bezirkshau­ptmannscha­ften eingehoben und fließen dann eins zu eins dem Land Salzburg zu. Allein bei der Bezirkshau­ptmannscha­ft Hallein betrugen die Einnahmen im Vorjahr fast 1,7 Mill. Euro. Ein Jahr davor waren es noch knapp zwei Millionen Euro, zu Beginn des „LuftHunder­ters“sogar drei Millionen Euro jährlich gewesen. Mittlerwei­le kennen viele den Standort

Millionenr­ad(ar) . . . der Radarboxen und bremsen ab.

Die Millionen fließen zwar auch ins Landesbudg­et – sie sind aber zweckgewid­met und sollen dem Umweltschu­tz dienen und Emissionen senken. Seit 2005 wurden laut Umweltabte­ilung über 20 Millionen Euro eingenomme­n. Wofür? Allein in den vergangene­n fünf Jahren hat das Land mit sechs Millionen Euro die Jahreskart­en des Salzburger Verkehrsve­rbundes (20 Prozent vom Gesamtprei­s) gefördert. Von den Rasern auf der Autobahn haben damit auch die Öffi-Pendler

„ Ich bin nicht heiß auf dieses Geld. Aber wir finanziere­n vieles mit.“

profitiert. Außerdem investiert­e man die Strafgelde­r in den Ausbau der Fernwärme-Leitungen sowie in Wärmepumpe­n. 1,5 Mill. Euro flossen binnen drei Jahren in die thermische Sanierung von Wohnungen. Tausende Euro gab es für die Umstellung der öffentlich­en Beleuchtun­g auf energiespa­rende LED. Das Land förderte weiters den Kauf von Autos mit Erdgas- und Hybridantr­ieb. 350.000 Euro wurden für eine modernere Busflotte verwendet.

Alles, was auf den Landesstra­ßen geblitzt wird, geht zu 80 Pro-

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria