Ein Politiker zieht die Reißleine
Pongauer SPÖ-Chef Andreas Haitzer legt fast alle Funktionen zurück.
Er galt als große Zukunftshoffnung der Salzburger Landes-SPÖ. Jetzt legt der Pongauer Landtagsabgeordnete Andreas Haitzer wegen Überlastung fast alle Funktionen zurück und bleibt nur Bürgermeister von Schwarzach. „Ich ziehe die Reißleine“, sagt er, um ein Burn-out zu vermeiden. Im Landtag soll ihm ein Bürgermeisterkollege aus dem Lungau nachfolgen.
„An die zehn Funktionen“gibt Haitzer ab – zum Beispiel im Landesparteipräsidium, bei den Naturfreunden, im Sportdachverband ASKÖ und in der Landessportorganisation. Eine hat der 47-Jährige aber erst seit eineinhalb Wochen: den geschäftsführenden Bezirksparteivorsitz. „In den vergangenen fünf Jahren ist es zu einer massiven Belastung gekommen. Ich weiß als früherer Laienhelfer und Mitglied des Notfallinterventionsteams bei den ÖBB, was Burn-out heißt, und sehe, dass der Weg genau in diese Richtung zeigt.“In Absprache mit seiner Frau habe er sich entschlossen, einen Schnitt zu machen. „Jetzt kann ich das aus eigener Kraft entscheiden, bevor es zu gesundheitlichen Schäden kommt.“Er leide seit Längerem unter Schlafstörungen. „Ich habe Termine hin- und hergeschoben. Man geht dann nicht mehr ordentlich vorbereitet in diese Termine, wacht in der Nacht auf und denkt sich: Das und das müsste man auch noch machen.“Er konzentriere sich ab sofort voll auf das Bürgermeisteramt. „Meine Familie, meine Gesundheit und meine Gemeinde gehen vor.“
SPÖ-Landesparteichef Walter Steidl bedauert Haitzers Entscheidung, zeigt aber „großen Respekt“. „Es kam für alle überraschend.“Andreas Haitzer habe „alle paar Monate eine Funktion dazubekommen und nicht nein gesagt“. Das Auslösende und der „letzte Tropfen“sei eben die Übernahme des Bezirksparteivorsitzes gewesen, sagt Steidl. „Jeder war froh, dass er Ja gesagt hat.“
Im Pongau wird allerdings über ein mögliches Zerwürfnis in der Bezirkspartei gemunkelt – zwischen großen Ortsorganisationen. Das dementieren die Beteiligten. „Ein alter Hut“, sagt Haitzer. Und sein B’hofener Kollege Bgm. Hansjörg Obinger: „Die Rivalität zwischen Schwarzach und Bischofshofen wird maßlos überschätzt. Wir haben ein sehr gutes Einvernehmen.“
Haitzer ist seit 2008 Ortschef und seit 2013 im Landtag. Dort saß er auf dem Pongauer SPÖ-Grundmandat. Auf dieses soll die Abgeordnete Ingrid Riezler aus Radstadt nachrücken. Hinter Riezler steht auf der Kandidatenliste im Bezirk die B’hofener Stadträtin Sabine Klausner. Sie dürfte aber nicht zum Zug kommen, weil die SPÖ nun ein Reststimmenmandat über die Landesliste zu vergeben hat und sie der SPÖ Lungau zugesichert hat, dass diese wieder einen Sitz erhält. Der dafür ausersehene Lungauer Parteichef Bgm. Gerd Brand aus St. Margarethen ist aber nur auf Platz 35. Da müssten etliche besser Platzierte verzichten, auch Sabine Klausner (Platz 25).
„ Habe Termine in meinen fast zehn Funktionen hin- und hergeschoben.“