Salzburger Nachrichten

95 Seiten eines unbekannte­n Mietshausd­ramas

Ein Jugendwerk von Ödön von Horváth namens „Niemand“konnte von der Wienbiblio­thek ersteigert werden.

- ERNST P. STROBL WIEN.

Korrekture­n Horváths in Berlin zu Aufführung­sserie zu Ende von „Geersteige­rn. Um 11.000 Euro, wie die schichten aus dem Wiener Wald“Der jüngere Bruder von Ödön Bibliothek am Mittwoch in einer des Komponiste­n HK Gruber und von Horváth, Lajos, konnte sich, so Aussendung bekannt gab. Der Rufdes Librettist­en Michael Sturschrie­b der Horváth-Biograf Traupreis habe 8000 Euro betragen. Eiminger. In der Wienbiblio­thek und gott Krischke 1980, nach Jahrzehnge­ntlich erstaunlic­h günstig in Anin der Österreich­ischen Nationalte­n an ein „in expression­istischer betracht der Tatsache, dass es sich bibliothek werden innerhalb des Manier geschriebe­nes Stück in eibei Ödön von Horváth um einen der Horváth-Nachlasses auch weitere nem blauen Umschlag, mit dem Timeist gespielten Autoren handelt. Werkdokume­nte aufbewahrt, datel ‚Niemand‘ erinnern“. Doch es Der 1938 in Paris von einem herabrunte­r zum Stück „Don Juan kommt war verscholle­n, bis in die 1990erstür­zenden Ast erschlagen­e Dramaaus dem Krieg“, das die Salzburger Jahre. Damals tauchte in einem tiker – er wurde nur 36 Jahre – zählt Festspiele im Vorjahr herausbrac­hAuktionsh­aus in Pforzheim ten.daswegense­inerTheate­rstückewie blaue Typoskript auf, es gab nur „Geschichte­n aus dem Wiener Dass „Niemand“so lange vergeseine­n einzigen Bieter. Nun hat dieWald“, „Kasimir und Karoline“oder sen war, könnte laut „Frankfurte­r ser, ein Privatmann, das unbekann„Glaube Liebe Hoffnung“oder RoAllgemei­ne Zeitung“mit dem Berlite Theaterstü­ck von Horváth wiemane wie „Jugend ohne Gott“zu ner Verlag „Die Schmiede“zusamder auf den Markt gebracht. Der den bekanntest­en Autoren seiner menhängen, wo Horváth 1924 das Wienbiblio­thek im Rathaus ist es Zeit und gilt als „Erneuerer des Stück eingereich­t hatte. Der Verlag gelungen, das 95 Seiten umfassenVo­lksstückes“. Vor wenigen Tagen ging alsbald Pleite. Die FAZ konnte de Typoskript mit eigenhändi­gen ging im Theater an der Wien eine das Typoskript in Augenschei­n nehmen und gab Einblicke in den Inhalt. Es gehe im „Mietshausd­rama um den tyrannisch­en Hausherrn und verbittert­en Krüppel Fürchtegot­t Lehmann, der den mittellose­n Musiker Klein auf die Straße setzten will. Es geht um Dirnen, die einmal Kellnerinn­en waren, und Kellnerinn­en, die zu Dirnen werden . . . Kleiner, der Musiker, repräsenti­ert den Künstler, der am Rande steht und beobachtet, wie die anderen lügen, huren, morden“.

Das würde gut zu den Sozialdram­en Ödön von Horváths passen. Anzunehmen, dass sich nun Theater für eine Aufführung des Jugendwerk­s interessie­ren, wie schon beim jüngst wiederentd­eckten Theaterers­tling „Der Rüssel“des Grazer Autors Wolfgang Bauer.

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BILD: SN/AUKTIONSKA­TALOG/STARGARDT Niemand kannte „Niemand“.

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