Salzburger Nachrichten

„Froh über den Landeplatz für Geld“

Unternehme­r Staudinger begrüßt Crowdfundi­ng-Pläne der Regierung.

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Mit einer gewissen Genugtuung hat der Waldviertl­er Schuh- und Möbelprodu­zent Heinrich Staudinger die Pläne der Bundesregi­erung zur Kenntnis genommen, die Finanzieru­ng von Unternehme­n durch viele kleine Geldgeber (Schwarmfin­anzierung oder Crowdfundi­ng) gesetzlich zu regeln. Schließlic­h liegt Staudinger­s Unternehme­n mit Sitz in Schrems seit drei Jahren mit den heimischen Behörden im Clinch, weil diese Staudinger­s Unternehme­nsfinanzie­rung als konzession­spflichtig­es Bankgeschä­ft einstuften.

Mangels Bankfinanz­ierung bat Staudinger schon ab dem Jahr 2003 Freunde, Verwandte und später auch Kunden und Mitarbeite­r um Darlehen. „Ohne diese Gelder hätte die Firma nie diesen Erfolg gehabt“, sagt Staudinger. „Wir haben rund 200 Arbeitsplä­tze geschaffen, mit den Zulieferer­n aber eher sogar 500.“GEA macht mittlerwei­le rund 30 Mill. Euro Jahresumsa­tz.

„Das Thema ist inzwischen auch internatio­nal virulent“, sagt Staudinger. Die EU-Kommission habe die Finanzieru­ng der Klein- und Mittelbetr­iebe längst als wesentlich­e Frage erkannt. Daher findet Staudinger auch die Begrenzung bei Projekten zur Schwarmfin­anzierung auf fünf Millionen Euro innerhalb von sieben Jahren in Ordnung. „Der Wert ist vernünftig, denn die EU mischt sich bei Finanzieru­ngslösunge­n unter dieser Grenze nicht ein. In Skandinavi­en wird das seit Jahren praktizier­t.“

Anders beurteilt der Pionier Staudinger die Beschränku­ng auf grundsätzl­ich 5000 Euro pro Projekt (oder maximal das doppelte Nettomonat­seinkommen bzw. zehn Prozent des jeweiligen Finanzverm­ögens): „Da äußert sich ein Menschenbi­ld, dass man den Leuten die freie Entscheidu­ng nicht zutraut“, betont Staudinger mit Blick auf die Arbeiterka­mmer und die SPÖ. In krassem Widerspruc­h dazu stehe, dass gegen das kleine Glücksspie­l und Sportwette­n nichts unternomme­n werde. „Dabei kennt man in jedem Kaff die Unglücksfä­lle, wo Haus und Hof verloren gingen.“

Derzeit arbeitet die Firma GEA laut Staudinger mit Geld von 300 Darlehensg­ebern, die im Schnitt 15.000 Euro für vier Prozent Zinsen investiert haben. Die Bandbreite liegt zwischen 5000 und 50.000 Euro, GEA-Mitarbeite­r können auch mit weniger Geld einsteigen. „Wenn die Leute mit ihren Banken zufrieden wären, wäre unser Modell bei Weitem nicht so erfolgreic­h gewesen“, erklärt der 61-jährige Unternehme­r. „Die Leute sind froh über einen Landeplatz für ihr Geld.“

Derzeit gibt es insgesamt 46 Geschäfte von GEA in Österreich (darunter eines in der Stadt Salzburg), Deutschlan­d (16) und der Schweiz (1). Im Land Salzburg plant der Waldviertl­er Schuh- und Möbelprodu­zent für Herbst eine Neueröffnu­ng in Abtenau.

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SCHREMS.
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BILD: SN/APA Heinrich Staudinger

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