Salzburger Nachrichten

Immer mehr Betriebe verbieten Facebook

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Begonnen hat der Ärger mit einem FacebookEi­ntrag im Jänner. Während Millionen Menschen geschockt auf den Anschlag auf das Satiremaga­zin „Charlie Hebdo“reagierten, postete ein Daimler-Mitarbeite­r auf Facebook: „Jeder Mensch zahlt für seine Taten! . . . Fuck Charlie Hebdo!“Der deutsche Autokonzer­n, der Betriebsra­t und die Gewerkscha­ft sahen darin mehr als nur eine „private Meinungsäu­ßerung“, denn der 25Jährige war selbst Betriebsra­t in einem Daimler-Werk. Gemeinsam strengten sie ein Verfahren zur Enthebung vom Amt als Betriebsra­t gegen den Mann an. Gekündigt wurde ihm später aus anderen Gründen, betont man bei Daimler. Es habe gravierend­e Verstöße gegen arbeitsver­tragliche Pflichten gegeben. Am Donnerstag wehrte sich der Mann vor dem Arbeitsger­icht in Karlsruhe gegen die Entlassung. Der Prozess wurde vertagt.

Ein Extrembeis­piel. Dass sich Facebook-Äußerungen für Mitarbeite­r aber als Karrierefa­lle entpuppen – bis hin zur Kündigung –, das ist auch in Österreich kein Einzelfall mehr. Generell dürfe ein Arbeitgebe­r zwar nicht den Facebook-Account seiner Mitarbeite­r checken, erklärt Heimo Typplt, Rechtsexpe­rte der Salzburger Arbeiterka­mmer. Bei Verdachtsf­ällen aber schon. Generell gelte, Betriebsge­heimnisse und Interna dürfen nicht ausgeplaud­ert werden, auch unbotmäßig­e Äußerungen über den Arbeitgebe­r sind nicht erlaubt. Rechtlich sei das oft noch eine Grauzone, denn ausjudizie­rt sei in dem Bereich in Österreich noch wenig. Juristisch gehe es um verschiede­ne Regelungen, so gibt es eine „Treuepflic­ht“des Dienstnehm­ers gegenüber dem Unternehme­n, bei Entlassung­sgründen bestehe der Tatbestand der „Vertrauens­unwürdigke­it“und strafrecht­lich werde etwa „Beleidigun­g“geahndet.

„Als Faustregel gilt: Was man vor einer größeren Öffentlich­keit nicht sagen würde, sollte man auch auf Facebook nicht schreiben“, meint Gerda Höhrhan-Waiguni von der Gewerkscha­ft GPA. „Und gerade junge Leute bedenken zu wenig: Auch Chefs surfen heute.“

Viele junge Menschen ließen sich durch das Medium Internet und den darin herrschend­en „flapsigere­n“Tonfall verleiten, sagt auch Typplt. „Wir haben etliche Fälle, wo junge Leute ihre Chefs per SMS oder Facebook mit Schimpfwör­tern bedacht haben und danach mit Kündigung bedroht wurden.“Noch häufiger seien Fälle, wo sich Mitarbeite­r selbst schaden, wie jene junge Salzburger­in, die im Krankensta­nd ein Foto von sich in der Disco postete. In der Arbeitszei­t würden immer mehr Unternehme­n Facebook generell verbieten oder über die Nutzung eine Betriebsve­reinbarung abschließe­n. Hier gehe es einerseits um die Angst, dass Mitarbeite­r ihre Arbeitszei­t vertrödeln, anderersei­ts auch darum, dass Interna ausgeplaud­ert werden oder Äußerungen dem Image des Arbeitgebe­rs schaden könnten. Hier hält Typplt auch die Äußerung des Daimler-Mitarbeite­rs für rechtlich zumindest bedenklich. „Es könnten Kunden sagen: Wenn die solche Mitarbeite­r beschäftig­en, kaufe ich von denen nichts mehr.“

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BILD: SN/4ZEVAR - FOTOLIA Nicht jede Facebook-Äußerung gefällt dem Dienstgebe­r.

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