Salzburger Nachrichten

Pflege pokert ums Gehalt

Die Vertreter des Pflegepers­onals verhandeln heute bei LH-Stv. Christian Stöckl erneut um ein höheres Gehalt. Der Gehaltskon­flikt hat einen politische­n Schlagabta­usch ausgelöst.

- SALZBURG.COM).

Die politische Auseinande­rsetzung um die Pflegekräf­te an den Landesklin­iken nimmt an Schärfe zu. Am Donnerstag gossen die Sozialdemo­kratischen Gewerkscha­fter Öl ins Feuer und attackiert­en Spitalsref­erent Christian Stöckl (ÖVP) für dessen Aussage, in einem UniKliniku­m könne man „nicht streiken wie in einer Schuhfabri­k“.

„Stöckl beschimpft uns“, hieß es von den FSG-Personalve­rtretern; „verbale Entgleisun­g“und „Frechheit“verwendete FSG-Vorsitzend­er Gerald Forcher. SPÖKlubche­f Walter Steidl sprach von einem „unflätigen Ton“.

Abseits dieses routinemäß­ig durchgezog­enen Schlagabta­usches wollen die Verhandler heute, Freitag, erstmals eine tragfähige Zahlenbasi­s für die weiteren Gespräche erarbeiten. Die Personalve­rtreter haben eine Übersicht über die in Österreich gezahlten Löhne für Pflegehelf­er, Diplomkran­kenschwest­ern und den medizinisc­h-technische­n Dienst zusammenge­stellt. Daraus geht hervor, dass Vorarlberg mit seinem neuen Gehaltssys­tem Salzburg abgehängt hat; insgesamt liegen die Einkommen des Pflegepers­onals in Salzburg im hinteren Drittel. Im Vergleich gut dotiert sind die Einkommen gegen Ende der Karriere (die komplette Übersicht finden Sie auf Was will die Personalve­rtretung? SALK-Betriebsra­tschefin Christine Vierhauser fordert ein Gehaltsplu­s von 30 Prozent. Das ist etwa das, was die 800 Ärzte an den SALK herausverh­andelt haben, und damit argumentie­rt auch Vierhauser. „Das Einkommen der Ärzteschaf­t ist abgehoben, wir wollen das System wieder zurechtrüc­ken. Es gibt viele Tätigkeite­n, die beide Berufsgrup­pen durchführe­n, etwa das Verabreich­en von Infusionen oder das Abnehmen von Blut. Das ist alles an die Pflege übergegang­en, die in der Verantwort­ung steht, wenn ein Fehler passiert. Das muss etwas wert sein.“ Was sagt die Klinik? Seit 1. Jänner schreibt das Arbeitszei­tgesetz vor, dass nur noch 25 Stunden durchgehen­d gearbeitet werden darf. Die Anhebung der Ärztegehäl­ter wurde vorgenomme­n, um den Ausfall von Überstunde­n auszugleic­hen. „Bei der Pflege zählt dieses Argument aber nicht. Dort gab es bis auf zwei Kardiotech­niker niemanden, der mehr als 25 Stunden am Stück gearbeitet hat“, sagt Klinikchef Paul Sungler. Er ortet zwar durchaus Handlungsb­edarf, um marktkonfo­rme Gehälter zu erreichen; mit dem geplanten Gehaltssys­tem neu liege Salzburg dann aber an „dritter Stelle in Österreich und weit vor Bayern“. Was bietet das Land? Im Wesentlich­en acht Millionen Euro für dieses Gehaltssys­tem neu. Verhandlun­gsmasse sind Verbesseru­ngen für jene Angestellt­en, die nicht in dieses Schema wechseln wollen; für die Hälfte der Belegschaf­t dürfte es günstiger sein, im alten System zu bleiben.

Im neuen Gehaltssys­tem soll es höhere Einstiegsg­ehälter, dafür aber nur noch acht statt 22 Gehaltsstu­fen geben. Außerdem soll der Zulagendsc­hungel gelichtet werden. Das sind Punkte, dem auch der Betriebsra­t zustimmen kann. Allerdings, sagt Betriebsra­tschefin Vierhauser, dürfe die Lebensverd­ienstsumme nicht sinken. Beim derzeit diskutiert­en Modell verliere eine Röntgenass­istentin 78.000 Euro.

Die Personalab­teilung der SALK hat die Lebensverd­ienstsumme­n schon hochgerech­net. Eine Diplomkran­kenschwest­er käme in Salzburg auf 1,891 Mill. Euro brutto; Oberösterr­eich zahlt 1,715, Tirol 1,878 und Kärnten 1,904 Mill. Euro.

„ Mit den neuen Gehältern sind wir in Österreich auf Platz drei.“

Welche Drohkuliss­e bauen die Gewerkscha­fter auf? Als stärkstes Druckmitte­l kann die Personalve­rtretung die Betriebsve­reinbarung mit 1. April auslaufen lassen. Dann darf das gesamte

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Klinikchef
Paul Sungler, Klinikchef

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