Sony verlagert Jobs nach Pilsen
Der Disc-Hersteller schließt nun auch den noch verbliebenen Rest der Verpackung in Thalgau. Damit fallen 70 Jobs weg. Unterdessen läuft die Produktion von Discs aller Art auf Hochtouren.
SALZBURG. Es ist eine Fortsetzung der Strategie des Disc-Herstellers Sony DADC, die vor vier Jahren angestoßen wurde. Und so zeigte sich am Donnerstag nicht einmal Betriebsratschef Fritz Wodnar darüber überrascht, dass mit Ende des Jahres 30 Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt wird und 40 Leiharbeiter keine Verlängerung ihrer Verträge bekommen. „Es war nur mehr eine Frage der Zeit, bis diese Verlagerung stattfindet“, sagt er.
Als vor vier Jahren beginnend der Großteil der Verpackung von Anif nach Pilsen in Tschechien verlagert wurde, hat man in einer Betriebsvereinbarung einen Teil der Verpackung für Thalgau gesichert. Diese Vereinbarung ist nun ausgelaufen. Im Zuge der Restrukturierung des Konzerns in Europa, der auf dem Kontinent im Jahr knapp 300 Millionen Euro in der Produktion umsetzt, wurde Thalgau als zentrales Produktionszentrum für Discs in Europa bestimmt, Pilsen zum Verpackungszentrum und Anif zum Headquarter für den weltweiten Konzern; samt der neuen Hoffnungssparte BioSciences. Insgesamt sind bei Sony DADC seit Ende 2010 rund 310 Jobs in Salzburg abgebaut worden. Aktuell arbeiten 840 Mitarbeiter in Anif und Thalgau. Betriebsratschef Wodnar will für jene Mitarbeiter, die bald gehen müssen, einen Sozialplan verhandeln.
Für Dietmar Tanzer, der erst seit Anfang März nach dem überraschenden Rücktritt von Langzeit-Chef Dieter Daum als Vorstandsvorsitzender bei Sony DADC fungiert, war am Donnerstag die Verkündung der schlechten Nachricht bei einer Betriebsversammlung kein Start nach Wunsch. Doch der Manager ist seit 25 Jahren bei Sony und wusste, was auf ihn zukommt.
Was für Außenstehende als Widerspruch zum weltweit sinkenden Disc-Markt erscheint, ist die Tatsache, dass in Thalgau die Produktion von Discs für Spiele, Filme oder Musik derzeit auf Hochtouren läuft. „Wir kommen mit der Produktion kaum nach und suchen hier Mitarbeiter“, sagt Betriebsratschef Wodnar. Auch zuletzt war es gelungen, Mitarbeiter aus der Verpackung in der Produktion unterzubringen, was auch weiterhin versucht wird. Vorstandschef Tanzer erklärt das Produktionshoch damit, dass es im Markt Verschiebungen gebe. Soll heißen, Mitbewerber hören mit der Disc-Produktion auf und Sony DADC kann diese Marktanteile holen. „Damit können wir einen Teil dessen kompensieren, was wir durch den weltweiten Rückgang bei physischen Speichermedien verlieren.“Und dieser Marktrückgang zugunsten digitaler Angebote ist mit 20 Prozent im Jahr gewaltig. Was bei einer derartigen Veränderung dazukommt, sind geringere Margen. Das bedeutet, man macht mit Discs immer weniger Gewinn. Womit sich der Kreis zu Pilsen schließt, weil hier die Personalkosten weit geringer sind als in Salzburg. Auf die Frage, ob Sony DADC in Salzburg generell infrage stehe, meint Tanzer: „Nein, wir sind produktionsmäßig gut aufgestellt. Auch Anif als internationales Headquarter bleibt.“Sony DADC ist in 19 Ländern tätig, Tanzer ist für Europa, Australien, China, Hongkong und Indien zuständig.
Trotz der widrigen Umstände macht Sony DADC im gerade ablaufenden Geschäftsjahr Gewinn. Und Tanzer stimmt optimistisch, dass es für heuer erstmals seit Jahren wieder ein stabiles Produktionsvolumen für Discs in Europa gibt.
Eine große Hoffnung für Sony DADC in Salzburg ist der Bereich BioSciences in Anif, der gewaltig wächst: von sechs Millionen Euro Umsatz auf zehn Millionen Euro innerhalb eines Geschäftsjahres.
„ Bei der Produktion sind wir gut aufgestellt.“