Junger Eugendorfer starb unter Lawine
Nach dem Alpenvereins-Unglück mit drei Toten in Frankreich wurden zwei österreichische Bergführer vorübergehend festgenommen. Der Verdacht: fahrlässige Tötung.
Er war mit erfahrenen Bergführern unterwegs. Der 23-jährige Eugendorfer Frank O. geriet zusammen mit zehn anderen Männern in den französischen Alpen unter eine Lawine. Für einen Wiener, einen Südtiroler und den Salzburger kam jede Hilfe zu spät.
Riesig sei die Freude gewesen, als klar war, dass er den Aufnahmetest bestanden habe. Jenen Test, der den 23-jährigen Eugendorfer Frank O. zu einem Mitglied des Alpenvereins-Projekts „Junge Alpinisten“machte. Jener Gruppe, die am Mittwoch in den französischen Alpen einer Tragödie zum Opfer fiel, die O. das Leben kosten sollte. Und nach der zwei österreichische Bergführer wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung vorübergehend festgenommen wurden. Nach einer ausführlichen Einvernahme wurden sie aber wieder freigelassen.
Der Reihe nach: Bei einer Skidurchquerung des Ecrins-Massivs im Bereich der Gemeinde Pelvoux wurden elf Männer – darunter zwei staatlich geprüfte Bergführer – verschüttet. Sechs Tiroler, ein Südtiroler, ein Wiener, ein Steirer, ein Deutscher und O. wurden auf rund 3350 Metern Seehöhe von einem rund 80 Meter breiten und 250 Meter langen Schneebrett mitgerissen, als sie sich gerade die Ski für die Abfahrt anschnallen wollten. Sechs Teilnehmer wurden komplett, fünf teilweise verschüttet. Wie die „Kleine Zeitung“berichtet, liegt der Tiroler Clemens P., der im Vorjahr an der Grazer Karl Schubert Schule als Zivildiener tätig war, im Koma in einer Klinik in Grenoble. Für drei junge Alpinisten im Alter von 20 bis 25 Jahren kam jede Hilfe zu spät. Unter ihnen ein Wiener der AlpenvereinsSektion Austria, ein Südtiroler der Sektion Klagenfurt und der 23-jährige Eugendorfer O. von der Sektion Seekirchen.
Teil der Gruppe waren auch ein Bergführer aus Tirol und sein steirischer Kollege Christian L., der das Team der „Jungen Alpinisten“als Mentor begleitete. Der Obersteirer kam mit dem Schock davon. „Mein Sohn hat mich angerufen, um mir zu sagen, dass es ihm gut geht“, erzählte sein Vater der „Kleinen Zeitung.“Die Staatsanwaltschaft will überprüfen, ob die Männer tatsächlich Bergführer waren. Ermittelt wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Wie tief der Schock beim Alpenverein sitzt, wurde bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Innsbruck spürbar. „Dass bergbegeisterte Menschen unter unserer Führung zu Tode gekommen sind, macht uns fassungslos. Wir sind zutiefst betroffen“, sagte Alpenvereins-Präsident Andreas Ermacora unter Tränen.
In Eugendorf, der Heimatgemeinde von O., herrschte nach dem Unglück tiefe Bestürzung. Der 23Jährige wird als sportlich, sympa- thisch und engagiert beschrieben. „Für eine Familie ist es immer schmerzhaft, ein Kind zu verlieren“, sagte ein Einheimischer.
Teil des „Junge Alpinisten“-Projekts wurde O. durch einen österreichweiten Aufnahmetest. Alpenvereins-Präsident Ermacora erklärt: „Das Projekt gibt es erst seit 2014. Junge Leute werden dabei von Mentoren top ausgebildet.“
Bei der Alpenvereins-Ortsgruppe Seekirchen, bei der O. seit rund vier Jahren Mitglied war, herrschte am Mittwoch Bestürzung. Nett und engagiert sei der 23-Jährige stets gewesen. Das Klettern sei seine große Leidenschaft gewesen. „Er hat sich total bei uns eingebracht. Er war super engagiert“, sagt eine Bekannte.
Über den Kletterbereich war O. zum Alpenverein gekommen. Für den heutigen Freitag hatte er eine Tour auf den Untersberg organisiert. Diese wurde abgesagt. Noch im Februar soll O. ein Seminar für Lawinenkunde absolviert haben.