Salzburger Nachrichten

Kenia ist im Schockzust­and

Mindestens 147 Tote: Safari-Paradies wird immer mehr zu einem Terrorziel.

- SN, dpa

Schock und Angst stehen den Studenten ins Gesicht geschriebe­n, die im Morgengrau­en dem blutigen Islamisten­angriff auf die Universitä­t von Garissa entkommen sind. „Die Angreifer haben willkürlic­h auf alle fliehenden Studenten geschossen“, sagt der Hochschüle­r Abdi Fatah entsetzt. Es gibt mindestens 147 Tote und 79 Verletzte. 587 Studenten, die als Geiseln genommen worden waren, konnten gerettet werden, als die Einsatzkrä­fte das Drama beendeten. Vier Angreifer werden erschossen.

Als Drahtziehe­r der Attacke gilt ein in Kenia geborener Islamist, der im vergangene­n Jahr bereits an den Anschlägen auf Zivilisten im Bezirk Mandera im Nordosten Kenias beteiligt gewesen sein soll. Dabei waren 60 Menschen ums Leben ge- kommen. Die Polizei leitete eine Großfahndu­ng nach Mohamed Kuno ein, der als einer der Top-Kommandant­en der Al-Shabaab gilt.

„Die Angreifer haben sich den Weg zum Haupttor der Universitä­t Garissa gebahnt, indem sie die Sicherheit­skräfte am Eingang gegen 5.30 Uhr niedergesc­hossen haben“, hieß es in einer Polizeimit­teilung. Anschließe­nd sei es zu schweren Schusswech­seln gekommen. Stundenlan­g versuchte das Militär, die Geiseln aus dem Wohnheim zu befreien.

Wirklich überrasche­nd kommt die Attacke am Donnerstag nicht. Denn es hat Drohungen gegeben: Schon seit Jahren wird Kenia von Angriffen der somalische­n Al-Shabaab-Miliz erschütter­t, die den Abzug der Truppen aus dem Nachbarlan­d fordert. Der Zeitpunkt der Attacke scheint auch nicht zufällig gewählt: Im März musste die Al Shabaab mehrere Rückschläg­e hinnehmen und wollte nun offenbar Vergeltung üben. So gelang es der somalische­n Armee, den wichtigen Bezirk Masjid Ali Gadud im Süden des Landes von der Terrorgrup­pe zurückzuer­obern. Das Gebiet gilt als wichtige Transitstr­ecke der Gruppe.

Der anhaltende Terror hat den Tourismus im einstigen Safari-Paradies zum Erliegen gebracht. Die Behörden wirken völlig hilflos im Kampf gegen die Islamisten. Erst vorige Woche hat die Regierung angekündig­t, die Kontrollen an der 700 km langen Grenze zu Somalia drastisch zu verstärken.

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