„Das Schlimmste, was passieren kann“
Der Jurist Andreas Ermacora (53) ist seit 2013 Präsident des Österreichischen Alpenvereins. SN: Wie wird der Alpenverein jetzt auf das Unglück reagieren? Ermacora: Nachdem ich gestern um 17.50 Uhr die Nachricht bekommen hatte, wurde sofort alles in die Wege geleitet, um die Angehörigen zu verständigen und den Überlebenden zu helfen. Wir haben ein Team aus Bergführern und Psychologen in Marsch gesetzt, das die Überlebenden betreut. Für uns ist das Schlimmste eingetreten, was passieren kann. SN: Die Gruppe war im Zuge des Ausbildungsprojekts für „Junge Alpinisten“in Frankreich. Wird es das Projekt weiter geben? Das hängt auch davon ab, ob die anderen Teilnehmer weitermachen wollen. Ich gehe davon aus, dass es weitergeht. Für Entscheidungen ist es aber noch zu früh. SN: Was sagen Sie zu den Vorwürfen, dass kein ortskundiger Führer beteiligt war und es eine erhebliche Lawinengefahr gegeben hat? Das weise ich zurück. Das ist nicht leichtsinnig. Deutsche Skifahrer sind genau vor unserer Gruppe abgefahren und die hatten einen heimischen Bergführer. Trotz der Lawinenwarnstufe waren die Bedingungen gut, es war viel los am Berg. Die Gruppe hatte sich genaue Infos bei Bergrettern und Wetterdienst geholt. SN: Der Alpenverein war heuer wegen einer missglückten Lawinenübung und einer umstrittenen Tour, bei der eine Lawine ausgelöst wurde, in den Schlagzeilen. Fürchten Sie einen Imageschaden? Die Lawinenübung wurde von einer Sportakademie durchgeführt, da wurde von den Medien schlecht recherchiert. Zum zweiten Punkt: Wir haben über eine halbe Million Mitglieder, und sehr viele Aktivitäten – bei denen leider auch Fehler passieren.