Salzburger Nachrichten

Raumordnun­g: Ruf nach Strenge

Die Politik soll die Zersiedelu­ng stoppen und keine neuen Einkaufsze­ntren auf der grünen Wiese bewilligen, fordern SN-Leser.

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Das Bundesland Salzburg braucht eine strengere Raumordnun­g. Eine große Mehrheit der SN-Leserinnen und -Leser ist offenbar dieser Meinung. Sogar einschneid­ende Maßnahmen stoßen auf eine breite Zustimmung. Allerdings glauben die meisten Menschen, dass sie selbst nicht betroffen wären.

Fast die Hälfte der über 300 Befragten empfindet Salzburg als stark zersiedelt. Nur 17 Prozent sehen das Land wenig oder nicht zersiedelt. Jeder Zweite sagt, Salzburg tue zu wenig gegen die Zersiedelu­ng und für die Bewahrung des Landschaft­sbildes. Dabei spielt die Vorliebe für eine Partei praktisch keine Rolle; die Anhänger der Grünen unterschei­den sich kaum von anderen.

Der Schwarze Peter für allzu viele Ausnahmege­nehmigunge­n liegt nach Meinung der meisten Befragten beim Bürgermeis­ter. 62 Prozent bezeichnen ihn als hauptveran­twortlich, 45 Prozent nehmen auch die gesamte Gemeindeve­rtretung in die Pflicht. Das Land als Aufsichtsb­ehörde hingegen gilt nur für 22 Prozent als hauptveran­twortlich. Überrasche­nd ist für SN-Verlagsfor­scher Hans Paischer „die breite Zustimmung, wenn es um teilweise durchaus einschneid­ende Pläne geht“. 82 Prozent sind für Maßnahmen, um den Wildwuchs in der Verbauung in den Griff zu bekommen. Gut 60 Prozent möchten, dass nicht genutztes Bauland automatisc­h nach zehn Jahren wieder in Grünland zurückgewi­dmet wird. Unter ÖVP-Anhängern ist die Zustimmung mit 66 Prozent sogar über dem Durchschni­tt. Auf dem Land ist die Unterstütz­ung noch größer als in der Stadt. In den Gebirgsgau­en zum Beispiel sind es 70 Prozent.

Vier Fünftel sprechen sich dafür aus, keine neuen Einkaufsze­ntren auf der grünen Wiese zu genehmigen. Eine klare Mehrheit beurteilt das Handelsang­ebot als mehr als ausreichen­d. 65 Prozent wollen, dass generell keine Ausbauten bestehende­r Verkaufsfl­ächen mehr bewilligt werden.

Noch stärker unterstütz­t (von 86 Prozent) wird die Forderung nach einer höheren Baudichte, also nach mehrstöcki­gen Einkaufsmä­rkten. Nur eine knappe Mehrheit (52 Prozent) gibt es für eine dichtere Verbauung von Ortskernen. Zwei Drittel würden auch akzeptiere­n, dass das Land bei Genehmigun­gen strenger wird und Entscheidu­ngen trifft, die sich gegen den Bürgermeis­ter richten. Das sei erstaunlic­h, weil auf der anderen Seite die Bürgermeis­ter nach wie vor als besonders volksnah gelten, meint Paischer. Eine weniger deutliche Mehrheit (55 Prozent) gibt es für eine Besteuerun­g von nicht bebautem Bauland (eine jährliche Infrastruk­turabgabe). Die Umwidmung von Grün- in Bauland soll mit einem Anschluss an öf- fentlichen Verkehr verknüpft werden. Das wollen 58 Prozent.

Eine heikle Frage ist, wie weit Raumordnun­g und Grünlandsc­hutz in Eigentumsr­echte eingreifen dürfen. Sie teilt die Befragten in gleich große Lager von Gegnern und Befürworte­rn, wobei die Ablehnung bei FPÖ- und ÖVP-Wählern klar überwiegt. Trotz der schwierige­n Wirtschaft­slage wünschen sich fast drei Viertel, dass im Zweifelsfa­ll die Bewahrung von Grünland den Vorrang vor Interessen der Wirtschaft haben soll. In den südlichen Landesteil­en, wo mehr Arbeitsplä­tze benötigt werden,

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