Kuchen für die Schmerzpatientin
Jennifer Aniston spielt im Film „Cake“mit viel Galgenhumor auch gegen ihr Leinwand-Image an.
Sie ist unerträglich, für sich und andere: Claire (Jennifer Aniston) ist eine Frau mit Narben an Körper und Seele. Sie hat keine Begabung zum geduldigen Opferlamm. Sogar aus der Selbsthilfegruppe für Schmerzpatientinnen ist sie rausgeflogen, weil sie den Selbstmord der Teilnehmerin Nina (Anna Kendrick) nicht zum Anlass für gemeinsames Kraftschöpfen nutzen will.
Schmerzpatientin sein, das bedeutet ständige Qualen ohne Aussicht auf Besserung. Doch Claire will nicht nur ihren Körper betäuben, sondern vor allem die Erinnerungen an den Unfall, der an allem schuld ist. Dazu aber reichen die verschriebenen Medikamente nicht aus, also stiftet sie ihre Haushälterin Silvana (Adriana Barraza) an, mit ihr jenseits der Grenze in Mexiko in ei- ne Apotheke zu gehen. Die immer höheren Dosierungen lindern zwar, doch sie bescheren Claire Halluzinationen: Im Rausch beginnt sie Zwiegespräche mit der Selbstmörderin Nina und sie sucht zwanghaft die Nähe von Ninas Mann. Umständlich enthüllt der Film, wie tief die Narben Claires sind, warum ihr Mann (Chris Messina) ausgezogen ist und warum sie sich gerade von Ninas Ehemann so verstanden fühlt.
Als fände er selbst die Geschichte dieser Frau nicht interessant, zäumt Regisseur Daniel Barnz die Erzählung von hinten auf und verrät nur Stück für Stück die Beweggründe seiner Figuren.
Dennoch, für Jennifer Aniston ist „Cake“ein außergewöhnlicher Film: Nach der TV-Serie „Friends“gelang ihr zwar eine Kinokarriere, großteils allerdings mit ausgesprochen dümmlichen Filmen. Hier nun hat sie die schwierige Aufgabe, Claires Schmerzen zu vermitteln. Schon reale Schmerzpatientinnen haben es schwer, ihrer Umwelt die Dramatik der Situation darzulegen, weil der Schmerz ja nicht sichtbar ist. Aniston leistet als biestige, in- nerlich gebrochene Frau überzeugende Arbeit. Leider sind Drehbuch und Erzählweise von „Cake“nicht annähernd so beeindruckend, wie es dem Thema angemessen wäre: Der Film changiert zwischen Drama und Tragikomödie. Immerhin brachte die Rolle Aniston ihre erste Golden-Globe-Nominierung für einen Kinofilm. Und sie hat hier endlich die Gelegenheit, schauspielerisch zu leuchten: Aniston hat mehr drauf als die ewig begehrenswerte, nervige Freundin, die sie so oft spielen musste, oder die verbiesterten, sexsüchtigen Frauenrollen der letzten Jahre. Sie hat eine große Begabung für Galgenhumor, und davon gibt es in „Cake“jede Menge.
Film: