Das Auto verliert an Bedeutung
Neue Formen der Mobilität drängen in den Vordergrund, besonders in den großen Städten. Das E-Auto hat nach Ansicht der Bevölkerung eine höhere Zukunftschance als Carsharing-Modelle.
Das Auto bleibt das wichtigste Verkehrsmittel der Österreicher, aber sein Stellenwert ist tendenziell im Schwinden begriffen. Immerhin drei Viertel der Österreicher geben laut repräsentativer Umfrage an, regelmäßig mit dem Auto zu fahren.
Häufigste Verwendungszwecke sind Einkaufen, Freizeitaktivitäten und Besorgungen mit jeweils über 80 Prozent Nennungen. Für den Weg zur Arbeit nutzen 52 Prozent das Auto, in Wien sind es nur 43 Prozent, zeigt das zum zweiten Mal erstellte „Mobilitätsbarometer“. In dieser vom Gallup-Institut landesweit durchgeführten Umfrage im Auftrag der VAV-Versicherung lagen die Zahlen vor einem Jahr noch acht bis neun Prozentpunkte darüber. Auch der Anteil derer, die das Auto für den Weg in die Arbeit für unverzichtbar halten, ging von einem Drittel auf ein Viertel zurück.
Vor diesem Hintergrund wirken die Erwartungen hinsichtlich des künftigen Stellenwerts des Autos widersprüchlich. 27 Prozent der Befragten meinen, das Auto werde künftig eine wichtigere Rolle spielen, nur die Hälfte (14 Prozent) ist der gegenteiligen Ansicht. Fast spiegelverkehrt ist die Erwartung in Wien: Da gestehen nur 14 Prozent dem Auto eine wichtigere Rolle zu, 30 Prozent sehen seine Bedeutung schwinden. Dafür sprechen auch die rückläufigen Zulassungszahlen.
Parallel dazu gewinnen alle übrigen Verkehrsmittel an Bedeutung. So gibt ein Fünftel der Bevölkerung an, öffentliche Verkehrsmittel häu- figer zu nutzen als vor drei Jahren. Das sind um vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Noch kräftiger war der Zuwachs in Wien: Hier nutzen 51 Prozent Öffis heute öfter als vor drei Jahren. Dabei dürften Sonderfaktoren wie der Ausbau der UBahn sowie der gesenkte Preis für Jahresnetzkarten eine Rolle spielen, vermutet VAV-Generaldirektor Norbert Griesmayr. Sorgen macht ihm diese Entwicklung keine. Weniger Nutzung heiße weniger Unfälle und Schadensfälle. „Eine pragmatischere Nutzung“sei positiv.
Neue Formen der Autonutzung finden unterschiedlich Anklang. Nur zwei Prozent nutzen Leihautos über Carsharing-Dienste. 22 Prozent können sich das immerhin vorstellen, während die Ablehnung mit 54 Prozent noch größer ist. Klar besser stehen die Chancen für Elektroautos: Fast zwei Drittel glauben, E-Autos könnten sich durchsetzen, wenn die Probleme – geringe Reichweite, ein dünnes Tankstellennetz und hohe Anschaffungskosten gelöst seien.
Apropos Kosten: Sie verlieren als Argument beim Auto offenbar an Gewicht. Nicht nur die gesunkenen Treibstoffpreise, die nur noch für 55 statt 64 Prozent der Fahrer eine Rol-
– le spielen. Auch die Kosten für Versicherung (34 Prozent) oder Steuern (30 Prozent) schmerzen Autofahrer weniger als vor einem Jahr. Für 21 Prozent sind die Kosten beim Auto demnach überhaupt „irrelevant“. Ausnahmen sind Parkgebühren und Maut/Vignette, die heuer mehr Unmut erregen als vor einem Jahr.
Wien unterscheidet sich mehrfach vom übrigen Bundesgebiet. Hier gibt es mehr als doppelt so viele Taxifahrten wie anderswo, zugleich scheint hier der Boom zum Fahrrad eine Sättigung erreicht zu haben. Die Zahl derer, die heute mehr Rad fahren als vor drei Jahren, liegt mit 10 Prozent in Wien unter den 16 Prozent bundesweit, zudem ist dieser Wert gegenüber dem Vorjahr (13 Prozent) rückläufig.
„Weniger Autonutzung heißt weniger Unfälle, das ist für uns positiv.“