Postobersekretär mit Haus wünscht Heirat
Heiratswillige gaben Auskunft über ihr Vermögen – „Hausfrauliche Qualitäten“bevorzugt.
Erstaunlich auskunftsfreudig zeigten sich heiratswillige Männer und Frauen in den 1960er-Jahren.
Wenn es um das eigene Ersparte und das Immobilienvermögen ging, gab es scheinbar keine Geheimnisse – wie der Blick auf die Heiratsanzeigen im Jahr 1968 zeigt. Auto, Wohnung, Haus, Bargeld: Alles, was geeignet scheint, die Chancen auf dem Heiratsmarkt zu verbessern, wird da ins Treffen geführt. „Fabriksbesitzerin (Millionärin), 53/169, schwarz, elegante Erscheinung, natürlich u. liebenswürdig im Wesen, ohne Anhang, besitzt außer Fabrik 8 Ladengeschäfte, wünscht Heirat.“
Oder, etwas bescheidener: „Gepflegte Dame, 59/158, mit Wagen u. kostbarer, mod. Whng.-Einrichtung, ersehnt sich Ehe . . .“
Oft wurde auch der Beruf als Qualitätsmerkmal ins Treffen geführt – etwa von Unternehmern, aber auch von Brautwerbern mit sicherem Beamtengehalt, wie im folgenden Inserat: „Postobersekretär, 44/1,70, äußerst sympathischer, gepflegter Herr, charaktervoll, pflichtbewußt, naturliebend, Beamter auf Lebenszeit, mit Hausbesitz und Bar- vermögen, wünscht Heirat . . .“Umgekehrt machten manche auch ganz unmissverständlich klar, welche berufliche Position der neue Partner haben sollte: „Suche meinen zukünftigen Ehemann womöglich mit eigenem Unternehmen.“Und mitunter erfährt man auch ganz genau, wie viel Geld jemand auf dem Sparbuch hatte. „Sehr gut aussehende Wirtschafterin, ledig, ohne Anhang, 29 J., mit öS 95.000,– Ersparnissen, wünscht aufrichtigen Handwerker od. Arbeiter im passenden Alter zur Ehe kennenzulernen.“
Der höhere Bundesbahnbeamte suchte das „liebe Mädel mit hausfraulichen Qualitäten“, während sich die „elegant-sportliche Reiterin“, 25 Jahre alt, vergleichsweise bescheiden zeigte und nicht mehr wollte als einen „guten Ehekameraden“. Ausnahmsweise taucht bei den Heiratsanzeigen auch der Typus des reichen Märchenprinzen auf, dem das arme Mädel am liebsten wäre: „LIEBESEHE: JUNIOR-CHEF mit gedieg. Betrieb u. groß. Besitz, 25, sportlich, ledig u. einsam, möchte ein zärtliches Mädchen (ohne Vermögen) verwöhnen dürfen. Auch mein schneller SPORTWAGEN freut sich auf die HOCHZEITS-REISE!“