Der Boston-Attentäter wurde schuldig gesprochen
WASHINGTON. Der überlebende Attentäter beim Bostoner Marathonlauf, Dschohar Zarnajew, ist am Mittwoch schuldig gesprochen worden. Die zwölf Geschworenen im Prozess um den Terroranschlag auf den BostonMarathon am 15. April 2013 hatten alles, was sie benötigen, um Dschochar Zarnajew zu verurteilen. Doch wie so oft in amerikanischen Kriminalverfahren ging es in den Verhandlungen um die Details, die bei der Findung des Strafmaßes später eine wichtige Rolle spielen. Und hier geht es für den jungen Mann, der das Leben von drei Menschen auf dem Gewissen und 263 Menschen zum Teil schwer verletzt hat, um viel.
Die Strategie der Verteidigung zielte darauf ab, die Jury zu überzeugen, dass Dschochar zwar schuldig, aber am Ende doch nur ein Mitläufer seines älteren Bruders Tamerlan war. Dieser kam bei der Verfolgungsjagd durch die Polizei ums Leben und kann deshalb nicht mehr bei der Klä- rung der Motivlage helfen. „Wir bitten Sie nicht, Dschochar zu schonen“, plädierte Verteidigerin Judy Clarke, bevor sich die Jury zu den Beratungen zurückzog. „Aber ohne Tamerlan wäre das nicht passiert.“
Die Staatsanwaltschaft zeichnete ein ganz anderes Bild. Dschochar sei von sich aus motiviert genug gewesen, „den Terrorismus in die Hinterhöfe und Straßen zu bringen“. Als Beleg dienten die Botschaften, die er auf die Innenwand eines Bootes kritzelte, in dem er sich vor der Polizei versteckt hatte. Er könne es nicht zulassen, dass „die US-Regierung unsere unschuldigen Zivilisten tötet“, heißt es da.
Auf seinem Computer fanden die Ermittler darüber hinaus Ausgaben des Onlinemagazins „Inspire“, das von der Al Kaida herausgegeben wird. Die Staatsanwaltschaft sagte, es gebe genügend Material, das Dschochars eigenen Antrieb für den Terrorakt hinreichend demonstriere. Er habe seinen Bruder Tamerlan nicht gebraucht, um eine hausgemachte Bombe zu legen.
In einem zweiten Prozessabschnitt geht darum, ob Dschohar Zarnajew zum Tod verurteilt wird.